SCHNELSEN Als Sandra Bubert vor knapp vier Jahren ihr Haus in der Holsteiner Chaussee in Schnelsen fand, war die Freude groß. Genug Platz, nah zum Arbeitsplatz und gerade noch bezahlbar. Inzwischen hat die Fachkrankenschwester für Intensivmedizin und Anästhesie viel Geld und Arbeit in ihre Doppelhaushälfte gesteckt. Hier fühlt sie sich wohl, hier will sie lange bleiben.
Der Makler habe ihr 2018 gesagt, dass sich hinter ihrem Haus, westlich der Holsteiner Chaussee eine Bebauungsfläche befindet. Auch in der Ankündigung zum Stadtplanungsausschuss Ende September 2020 war der Bebauungsplan-Entwurf Schnelsen 97 ein Thema. Auch dort war noch die Rede von einer Bebauung der circa 2,5 Hektar großen Fläche mit Einzel-, Doppel- oder Reihenhäusern, – maximal ein oder zweigeschossig.
Am 30. September 2020 verkündete das Bezirksamt Eimsbüttel, dass die neue, und dringend erforderliche, Campusschule auf eben dieser Fläche entstehen soll. Inklusive Sporthallen und Außensportflächen. (das Niendorfer Wochenblatt berichtete.) „Wir wollen eine neue Qualität für Schnelsen, baulich und pädagogisch“, erklärte damals Bezirksamtsleiter Kay Gätgens.
Der Schreck bei den Eigentümern der an die Bebauungsfläche grenzenden Grundstücke war groß und dennoch war Sandra Bubert und auch den anderen Bewohnern der betroffenen Häuser und Wohnungen zunächst nicht klar, was das für sie bedeutete. Erst bei einem Treffen, zu der die Stadt Hamburg im Herbst vergangenen Jahres eingeladen hatte, wurde Tacheles geredet: Die Schule kommt und es wird mehr Platz als aktuell vorhanden benötigt.
Eine erste schriftliche Umfrage vermittelte den Eindruck, die Anwohner hätten eine Entscheidungsmöglichkeit. „Inwiefern kommt für Sie der Verkauf Ihres Grundstückes in Betracht?“ wurde auf dem Bogen des Bezirksamtes Eimsbüttel gefragt. Sandra Bubert kreuzte „Sonstiges“ an und bekundete als Fachkrankenschwester mit unterschiedlichen Schichten lediglich ihre Angst vor einer erhöhten Lärmbelastung. Am 4. Februar 2022 landet schließlich der Brief eines lokalen Immobilienverwalters in ihrem Briefkasten: Im Auftrag der Stadt sollen Gespräche mit den Eigentümern geführt werden und die Grundstücke für das Gemeinwohl angekauft werden. Bei Interesse sollen sich die Betroffenen bis Montag, 28. Februar, beim Immobilienmanagement melden.
Sandra Bubert und ihre Nachbar/-innen haben erstmal nicht geantwortet. „Wir wollen unser Zuhause nicht verlieren“, ergänzt Nicole Evert. Sie wohnt seit 26 Jahren in der Holsteiner Chaussee, ihr Haus ist seit Anfang der 60er Jahre in Familienbesitz. Und Sandra Bubert ergänzt: „Wir sind nicht gegen die Schule. Wir sind keine Menschen, die aus Prinzip mauern. Aber ich hätte mir wenigstens ein Angebot der Stadt gewünscht, aus dem hervorgeht, dass bei der Suche nach einer neuen Unterkunft geholfen wird. Dass Wohnraum – auch in Schnelsen – immer seltener wird und auch teurer, müsste der Stadt eigentlich bekannt sein. Wohin soll ich denn ziehen?“
