3. März 2023
Schnelsen

Viele Maßnahmen, kein Gesamtkonzept?

Kritik am Teilumbau der Holsteiner Chaussee

Der neue Geh- und Radweg ist 200 Meter lang und reicht bis zur Einmündung Kettelerweg Foto: nw

SCHNELSEN Ab Mai wird die östliche Nebenfläche der Holsteiner Chaussee zwischen Oldesloer Straße und Kettelerweg für 850.000 Euro umgebaut. Die CDU Eimsbüttel stellt den Zeitpunkt des Umbaus infrage, da immer noch kein Gesamtverkehrskonzept für den Stadtteil vorliegt.

Anfang Februar wurden die Bezirkspolitiker im Regionalausschuss Lokstedt-Niendorf-Schnelsen (RaLoNiS) von der Verwaltung darüber informiert, dass auf der Ostseite der Holsteiner Chaussee zwischen Oldesloer Straße und Kettelerweg ein Radfahrstreifen mit durchgezogener Linie direkt auf der B4-Straße und ein breiterer Gehweg gebaut wird.

Macht der Zeitpunkt überhaupt Sinn?

Für die CDU-Politiker Silke Seif und Andreas Stonus macht der Zeitpunkt keinen Sinn. „Der Umbauplan beruht auf Verkehrsdaten von 2018“, sagt Stonus. Damals war von den Neubauplänen Recyclinghof (Kulemannstieg), DHL-Sortieranlage (Flagentwiet) und Campusschule Schnelsen (Holsteiner Chaussee/ Ellerbeker Weg) – alle in unmittelbarer Nähe der geplanten Umbauarbeiten –offiziell nichts bekannt.

„Damit wird jetzt ein Rad- und Gehwegkonzept umgesetzt, das auf völlig veralteten Verkehrszahlen beruht“, so der CDU-Bezirksabgeordnete Stonus. Kritisch sei auch die Höhe der Umbaukosten für die etwa 200 Meter lange Strecke.

Die Summe wurde erst Tage später nach der Schriftlichen Kleinen Anfrage „Straßenumbau auf der Holsteiner Chaussee Abschnitt Oldesloer Straße bis Kettelerweg“: Ist der Zeitpunkt dieser Baumaßnahme klug gewählt?“ von der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Seif bekannt. Der rot-grüne Senat beziffert die Maßnahme mit „850.000 Euro brutto“.

„Warum gibt der Senat so viel Geld für eine relativ kurze Umbaustrecke aus, obwohl für den Schulneubau für bis zu 1400 Schüler in unmittelbarer Nähe noch keine Verkehrsprüfung oder -konzept vorliegt, und die Verkehrsuntersuchung der Stadtreinigung Hamburg nur die Standorte Recyclinghof und DHL geprüft hat?“, fragt Seif.

Hinzu kommen noch weitere Neu- und Umbaupläne wie „Schnelsen 86“ (Wohnungsneubau rund um Süntelstr., Pinneberger Str., Holsteiner Ch., Hogenfelder Kamp) und der Ausbau der Veloroute 14 – beide Bauprojekte sollen ab Herbst 2024 im Bereich der Holsteiner Chaussee starten. Verkehrsführungen liegen final aber noch nicht vor, teilt der Senat auf Anfrage von Silke Seif mit.

Doch ob „Schnelsen 86“, Veloroute 14, DHL, Recyclinghof und Schulcampus: All diese Baupläne werden sich auf Fußgänger, Radfahrer und den motorisierten Verkehr auswirken und die Verkehrsströme teils massiv erhöhen, so Stonus, der auch um die Sicherheit der Radfahrenden Schüler auf der B4 fürchtet. Dennoch werden alle Baupläne getrennt voneinander betrachtet, kritisieren beide CDU-Politiker.

„So gibt keine Garantie dafür, dass der 850.000 Euro teure Radfahrstreifen-Abschnitt in den nächsten Jahren nicht erneut umgebaut werden muss“, warnt Stonus.

Interessant sei jedoch die Kehrtwende beim Thema Sanierung der Straße Flagentwiet. Noch im November 2022 erklärte ein Vertreter vom Bezirksamt Eimsbüttel im RaLoNiS, es sei in absehbarer Zeit kein Geld für die Instandsetzung vorhanden (das Wochenblatt berichtete).

Tim Batzer, Sprecher der Interessensgemeinschaft Flagentwiet, die den geplanten Recyclinghof in der engen Sackgasse Kulemannstieg aus verkehrstechnischen Gründen ablehnt (das Wochenblatt berichtete), sieht zumindest ein positives Signal darin, dass der Sanierungsbedarf des Flagentwiets, der von der Holsteiner Chaussee abgeht, jetzt plötzlich doch geprüft wird: „Hier hat die Kritik unserer IG, von betroffenen Bürgern und der Politik Handlungsdruck erzeugt.“

Allerdings: Wann das Ergebnis der Sanierungsprüfung vorliegt, sagt der Senat nicht. „Wann der Flagentwiet tatsächlich instandgesetzt wird, bleibt unklar. Fast alle Senatsantworten auf meine Fragen zur Verkehrspolitik in Schnelsen fallen vage aus oder werden erneut nicht beantwortet“, so Silke Seif. Die CDU-Politikerin befürchtet, dass die Schnelsener künftig mit einem Verkehrs-Flickenteppich leben müssen.

Die komplette Schriftliche Kleine Anfrage zum Teilumbau in der Holsteiner Ch. von Silke Seif unter Kurz-URL: https://bit.ly/3KHbCWE

Parkplatz
Durch den Umbau entfallen 7 der 25 vorhandenen Parkplätze auf der Holsteiner Chaussee Foto: nw

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