NIENDORF/LOKSTEDT/SCHNELSEN Im Sommer-interview spricht Bundestagsabgeordneter Niels Annen über die Themen in seinem Wahlkreis, über die großen Herausforderungen der Zeit und über seine tägliche Arbeit zwischen Berlin und Eimsbüttel.
Niendorfer Wochenblatt: Sie waren in den letzten Wochen auf Ihrer Sommertour auch wieder in Niendorf, Lokstedt und Schnelsen unterwegs. Wie ist die allgemeine Stimmung?
Niels Annen: Angesichts der angespannten aktuellen Lage habe ich die Stimmung noch als gut empfunden. Sorgen auch im Hinblick auf die ungewisse Zukunft gibt es natürlich, ich habe aber weder Resignation noch Aggressionen wahrgenommen.
NW: Was beschäftigt die Bürger/-innen, Unternehmen und Einrichtungen besonders?
Annen: Die steigenden Energiepreise und die Ungewissheit, ob man sich Heizen
im Winter überhaupt noch leisten kann, sind für viele ein großes, teilweise sogar existenzbedrohendes Problem. Auch die zusätzliche Ungewissheit, wie es mit Corona weitergeht, beschäftigt die Menschen. Aufgefallen ist bei den Gesprächen zudem, dass es in nahezu allen Bereichen einen Fachkräftemangel gibt. All diese Punkte nehme ich jetzt mit nach
Berlin.
NW: Was geben Sie den Menschen mit auf den Weg?
Annen:Wir befinden uns momentan in einer sehr schwierigen Zeit, die kann ich auch als Politiker nicht schönreden. Alles nur schwarz zu malen, bringt aber auch nichts. Ich kann zum Beispiel mit gutem Gewissen sagen, dass die Bundesregierung alles tut, um die Unsicherheitsfaktoren der nächsten Monate zu reduzieren. Meine Botschaft ist dabei auch, dass wir alles tun werden, dass keine Einrichtung coronabedingt schließen muss. Insgesamt bin ich überzeugt, dass wir auch diese Krise bewältigen.
NW: Als Bundestagsabgeordneter pendeln Sie zwischen Berlin und Hamburg. Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?
Annen: Meine Tagesabläufe variieren, es gibt daher nicht DEN Arbeitstag. So war ich in den letzten Wochen in Hamburg, nun beginnt die Sitzungsperiode des Bundestags. Und in meiner Tätigkeit als parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bin ich dann Anfang Oktober auf einer längeren Reise mit Stationen in Manila, der Mongolei und Jordanien. Um alle Aufgaben unter einen Hut zu bringen, ist da schon eine gute Organisation notwendig. Wichtig ist mir dabei, weiterhin für die Bürgeranliegen, zum Beispiel mit meiner regelmäßigen Sprechstunde, da zu sein.
NW: Wie kann ich mir ihre Arbeit als parlamentarischer Staatssekretär vorstellen?
Annen: Das BMZ beschäftigt sich mit dem, was man früher Entwicklungshilfe genannt hat. Vereinfacht gesagt versuchen wir Ländern zu helfen, denen es schlechter geht als uns. Auf unserer Agenda steht unter anderem auch die Planung für den Wiederaufbau der Ukraine. Als Staatssekretär bin ich eine Art „Vizeminister“ und vertrete Ministerin Svenja Schulze in bestimmten Situationen. Zu meinen Aufgaben gehört es auch, den Bundestag über unsere Arbeit zu informieren.
NW: Laut einer Emnid-Umfrage würden aktuell nur noch 19 Prozent die SPD wählen, Olaf Scholz verliert mehr und mehr an Zustimmung. Wie ordnen Sie die Zahlen ein?
Annen: Natürlich freut sich kein Politiker über mäßige Umfrageergebnisse, aber wir sind nicht im Wahlkampf und in dieser schwierigen Situation spielen sie für mich keine Rolle. Es geht jetzt vorrangig darum, das dritte Entlastungspaket auf den Weg zu bringen und gut über den Winter zu kommen.
NW: Kurz gefragt: Hamburg oder Berlin? Annen: Hamburg
Ihr Eimsbütteler Lieblingsort: Annen: Niendorfer Gehege
Womit heizen Sie? Annen: Gas
Ihre spannendste Begegnung in diesem Jahr? Annen: Ein Treffen mit dem brasilianischen Präsidentschaftskandidaten Lula da Silva.