12. November 2022
Niendorf

Mahnende Zeugen an eine dunkle Zeit

Neue Infotafel auf Friedhof erinnert an Kriegsopfer

Die Akteure vor der neuen Info-Tafel: (v.li.) Karen Koop (Vorsitzende Volksbund Deutsche Kriegs- gräberfürsorge), Philip B. (Jugendarbeitskreis), Dagmar Bonomé (Initiatorin der Sanierung) und Svea Buerfeind (Jugendarbeitskreis) Foto: kh

NIENDORF Auf dem zentralen Weg zwischen Haupteingang und Kapelle fällt sie schnell ins Auge: An der sanierten Kriegsgräberstätte auf dem Neuen Friedhof in Niendorf steht eine neue Infotafel. Aufgestellt wurde sie vergangene Woche vom Hamburger Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

„Wir konnten die Geschichte dieser Stätte nur bruchstückhaft rekonstruieren, da nur noch wenige Akten vorliegen“, meinen Svea Buerfeind und Philip B. Die beiden 22-Jährigen engagieren sich ehrenamtlich im Jugendarbeitskreis des Landesverbands. In den vergangenen Monaten haben sie sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, um die Info-Tafel mit Leben zu füllen.

„Verschüttet, totale Verbrennung des Körpers oder erstickt“ haben sie dabei immer wieder als Todesursachen in den Sterberegistern der bestatteten Kriegstoten gelesen. Die meisten von ihnen sind der „Operation Gomorrha“ vom 25. Juli bis 3. August 1943 zum Opfer gefallen. Dazu gehörte auch Raphael Romeyns. Das Schicksal des belgischen Zwangsarbeiters ist auf der Tafel beispielhaft aufgeführt.

Die Tafel ist der „krönende“ Abschluss einer aufwendigen Sanierung der Kriegerstätte, für die sich die Niendorferin Dagmar Bonomé stark gemacht hatte und die mit bezirklichen Sondermitteln realisiert wurde (das Wochenblatt berichtete). „Ich finde es wichtig, dass wir die Kriegsgräber als mahnende Zeugen an eine schreckliche Zeit erhalten und pflegen“, so die Initiatorin, die Mitglied im Friedhofsausschuss ist. Die von der Sozialbehörde finanzierte Info-Tafel sei dabei ein weiterer wichtiger und zudem markanter Beitrag gegen das Vergessen.

Und der sei wichtiger denn je, ergänzt die Vorsitzende des Volksbund-Landesverbands Karen Koop: „Wir können nicht mehr sagen, dass uns das nicht (mehr) passiert.“ Die aktuelle Lage in Europa zeige, dass Krieg nicht viele Jahrzehnte zurückliegt oder weit weg ist. Die Info-Tafel in Niendorf soll dabei nicht die einzige bleiben. Der Hamburger Volksbund plant, ähnliche auch an weiteren Kriegsgräbern auf Friedhöfen der Hansestadt aufzustellen.

Sie alle werden über einen QR-Code verfügen: Auf der Niendorfer Tafel gelangen Interessierte mit ihrem Handy bereits jetzt zur Seite des Volksbundes, wo neue Forschungsergebnisse in Zukunft eingepflegt und aufbereitet werden.

Die sanierten Kriegsgräber auf dem neuen Friedhof in Niendorf Foto: kh

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