NIENDORF In die Situation möchte niemand gerne kommen. Und doch ist sie auf deutschen Straßen täglich Realität. Wie es sich anfühlt, in einem Fahrzeug eingeklemmt zu sein, hat unsere freie Wochenblatt-Mitarbeiterin bei einer Übung zur technischen Rettung der Freiwilligen Feuerwehr Niendorf freiwillig am eigenen Leib – beklemmend realistisch – zu spüren bekommen.
Als ich mich in den in die Jahre gekommenen roten Kleinwagen setze, ahne ich noch nicht, dass von diesem am Ende nicht mehr viel übrig bleiben wird. Vielleicht hätte ich es mir sonst auch anders überlegt, freiwillig das „Unfallopfer“ beim Tag der offenen Tür am vergangenen Wochenende vor einem größeren Publikum zu sein. Als ich von Wehrführer Tobias Höppner zunächst die Anweisung erhalte, ein wenig zu schauspielern und Übelkeit und Schmerzen vorzutäuschen, muss ich fast noch schmunzeln. Der Spaß vergeht jedoch schnell, als ich bei laufendem Motor im Wagen eingeschlossen bin und die Rettungskräfte von außen an die Scheiben schlagen und auf mich einreden. Spätestens als die hintere Beifahrerscheibe eingeschlagen wird und Glassplitter in meinen Schoß fliegen, fühlt sich die Situation alles andere als lustig an. Wie unangenehm mag es sein, wenn der Unfall real wäre?
Durch das zweite eingeschlagene Fenster klettert ein Rettungssanitäter zu mir ins Auto, redet beruhigend auf mich ein und leistet medizinische Erstversorgung. Dann geht es Schlag auf Schlag: Nach und nach werden alle Scheiben eingeschlagen, provisorisch werde ich vor den herumfliegenden Splittern mit einer Decke geschützt. Zugleich wird mein Puls gemessen und (zumindest gespielt) eine Infusion gelegt.
Als die einzelnen Verbindungssäulen mit Spezialwerkzeugen bearbeitet und letztlich entfernt werden, ruckelt und knallt es mehrfach heftig im Fahrzeuginneren. Trotz guter Zurede fühlt es sich hier nicht wirklich sicher an – fürs Weglaufen ist es nun aber definitiv zu spät. Nach rund 25 Minuten ist das komplette Dach entfernt und ich werde gesund und unversehrt über eine Holzbahre aus dem nunmehr cabrio-ähnlichen Gefährt getragen. Der Herzschlag verlangsamt sich erst ganz allmählich. Ich bin froh und dankbar, dass es sich nur um eine Übung gehandelt hat. Gleichzeitig weiß ich einmal mehr die wichtige und wertvolle Arbeit der engagierten Rettungskräfte zu schätzen.