19. November 2022
Lokstedt

Zeitzeuge unter dem Tennisplatz

Historischer Grenzstein auf ETV-Gelände entdeckt

Stein

Hat den Grenzstein gefunden: Wolf-Rüdiger Wendt Foto: Justus Stegemann

LOKSTEDT Das Gelände des Eimsbütteler Turnverband (ETV) ist geschichtsträchtig. Seit dem 9. November erzählt der neu gesetzte Grenzstein aus dem Jahr 1864 von Lokstedts Rolle in den einstigen geopolitischen Entwicklungen.

Entdeckt wurde der lange verschwundene Stein bei Erdarbeiten auf dem ETV-Gelände am Lokstedter Steindamm 75. „Das ist etwas ganz besonderes, weil es sich um den letzten dänischen Grenzstein handelt, der noch gesetzt wurde“, freut sich Wolf-Rüdiger Wendt über den Fund.

Der ehemalige Vermessungsingenieur begibt sich seit 30 Jahren auf die Suche nach verschwundenen Grenzsteinen. 450 sind in Hamburg erfasst, 200 davon hat Wendt entdeckt: „Ich war im Außendienst tätig und habe unterwegs viele Grenzsteine gesehen. Ihre Geschichte hat mich immer fasziniert“, erzählt Wendt, der alte Feldbücher wie Schatzkarten studiert. So hatte der 81-Jährige auch schon zu Beginn der Bauarbeiten für das neue Sportzentrum am Lokstedter Steindamm darauf aufmerksam gemacht, dass er auf dem Gelände zwei historische Grenzsteine aus den Jahren 1798 und 1864 vermutet, die 1936 unter der Oberfläche versenkt worden seien. Zu Beginn der Arbeiten blieb die Suche erfolglos, doch im August 2022 stieß die Baufirma im Bereich der vorderen drei Tennisplätze in einer Tiefe von 60 bis 80 Zentimetern dann auf den Stein von 1864. Er trägt die Aufschrift H.P. für Herrschaft Pinneberg, das damals zum Königreich Dänemark gehörte, Lit B und das Jahr 1864. Eine Tafel soll zukünftig über den Stein und seine Bedeutung informieren. Der zweite Stein bleibt weiterhin verschollen.

Hintergrund

Der neu gesetzte Stein markierte die Grenze zwischen dem Ort Lokstedt auf dem Gebiet des damaligen Herzogtums Holstein und der Freien und Hansestadt Hamburg. Lokstedt stand damit unter dänischer Herrschaft. Durch den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 wurde das Herzogtum Holstein durch das „Besitzergreifungspatent“ vom 12. Januar 1867 in den preußischen Staat eingeführt. Dadurch wurde die Grenze zu einer Grenze zwischen Preußen/Lokstedt und der Freien und Hansestadt Hamburg/Eppendorf. Durch das Groß-Hamburg-Gesetz vom 1. April 1937 wurden die Städte Altona, Wandsbek, Harburg und mehrere preußische Ortschaften der Freien und Hansestadt zugeführt.

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