EIMSBÜTTEL SPD-Bundestagsabgeordneter Niels Annen (50) war wieder auf großer Sommertour. Von seinen Eindrücken berichtet er im Interview mit der freien Wochenblatt-Mitarbeiterin Katrin Hainke.
Niendorfer Wochenblatt: Herr Annen, ich zähle fast 70 Stationen. Warum so ein großer Aufwand?
Niels Annen: Als Abgeordneter verstehe ich es als meine Aufgabe, so viel wie möglich davon mitzubekommen, was in meinem Wahlkreis passiert. Es ist mir wichtig, mit den Menschen das Gespräch zu suchen. Die Sommertour ist zudem ein guter Indikator für die Stimmung vor Ort. Da ich jedes Jahr unterwegs bin, sehe ich zudem, wie sich der Bezirk entwickelt.
NW: Welche Stimmung und Entwicklung nehmen Sie wahr?
Annen: Natürlich spreche ich mit den Menschen auch über Probleme. Trotz der aktuellen Herausforderungen und Krisen geht es Eimsbüttel insgesamt aber gut. Fast alle Unternehmen, mit denen ich gesprochen habe, wären bereit, neue Mitarbeitende einzustellen.
Positiv ist zudem, dass im Bezirk investiert wird, unter anderem in die Sportanlage Sachsenweg, die Skateanlage Lenzsiedlung, den Neubau des Forums für Künstlernachlässe und die Beiersdorf-Zentrale. Negativ wird jedoch häufig angemerkt, dass es aktuell keinen Bezirksamtsleiter gibt, wofür die Grünen in Eimsbüttel die Verantwortung tragen.
NW: Sie waren auch in den Flüchtlingsunterkünften Schmiedekoppel und Oldesloer Straße. Welche Eindrücke haben Sie erhalten?
Annen: Für die Stadtteile sind die zusätzlichen Einrichtungen eine Herausforderung. Wir schauen nun unter anderem darauf, dass die Verwaltung die Nachbarschaft ausreichend informiert. Mit zunehmender Anzahl Geflüchteter müssen zudem die Angebote vor Ort steigen. Eine Unterbringung allein reicht da nicht aus. Ohne Ehrenamtliche und das Engagement der Mitarbeitenden wäre hier vieles nicht möglich. Daher dienen meine Besuche auch dazu, einfach mal Danke zu sagen (natürlich auch in anderen Bereichen).
NW: Zu Ihrer Tour gehörte auch eine Podiumsdiskussion „Bezahlbarer Wohnraum“. Viele Menschen haben Sorge, dass sie sich das Wohnen in unseren Stadtteilen bald nicht mehr leisten können…
Annen: Ja, das ist ein zentraler Aspekt, auf den ich regelmäßig angesprochen werde. Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, ist unbedingt notwendig. Das Hamburger Wohnungsbauprogramm ist da eine wichtige Voraussetzung. Subventionierte Bauzinsen und Fördergelder sollen zudem (trotz Inflation und Lieferketten-Probleme) Anreize schaffen. In dem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen, dass neuer Wohnraum nur mit städtebaulichem Wachstum entstehen kann. Dass sich das Bild eines Stadtteils verändert, ist ein normaler und richtiger Prozess.
NW: Welche Themen nehmen Sie nun mit nach Berlin?
Annen: Sehr viele. Neben individuellen Fragen und Problemen wurde ich unter anderem häufig auf den Fachkräftemangel und Verkehrsfragen vor Ort (u.a. das Anwohnerparken) angesprochen.
NW: Und was tut die Bundespolitik konkret für den Bezirk?
Annen: Durch bundespolitischen Einsatz wird zum Beispiel das Museum am Rothenbaum (MARKK) modernisiert. Die neue Bornplatzsynagoge kommt, an der Hagenbeckstraße finden die Bauarbeiten zur Modernisierung der größten Sportanlage Eimsbüttels statt. Außerdem gab es für den Glockenturm der Christ-König-Kirche sowie das Gemeindehaus St. Johannis-Harvestehude Bundesmittel.