12. März 2022
Hamwarde

Hamwarder Bienen schwärmen schon aus

Zu Besuch bei Imkerin Ellen Mahn. Insekten sind durch milden Winter zwei Wochen vor der Zeit

Bienen

Ellen Mahns Bienen fliegen bei Wärme in Scharen ein, finden jedoch noch kaum Nahrung Foto: Palapies

HAMWARDE „Nie vor das Einflugloch stellen“, warnt Ellen Mahn. 23 Bienenstöcke der Imkerin aus Hamwarde stehen in der prallen Mittagssonne, im hinteren Teil des Gartens gibt es weitere. Die Löcher sind nach Süden ausgerichtet. „Nach Norden macht man gar nicht, nach Osten geht auch, nach Westen nur ein bisschen, weil sonst der Regen reinschlägt“, erläutert Ellen Mahn.

Wer die Augen schließt, denkt, es ist Mai. Es summt gewaltig. Die Immen können das Frühjahr nicht erwarten und fliegen in Scharen ein und aus. Heute hat es 8,8 Grad im Schatten bei 56 Prozent Luftfeuchtigkeit, zeigen die Messinstrumente von Ellen Mahn an. Gutes Flugwetter für die Bienen. „Wir haben hier die Carnica“, sagt Ellen Mahn. Diese Bienen gelten als sanfte und produktive Rasse. In der Nachbarschaft fliegt noch die Buckfast herum, die mit gelben Ringen fast wie eine Wespe aussieht, während die Carnica als graue Biene gilt.

„Ab 5000 Bienen ist ein Volk überwinterungsfähig“, berichtet Ellen Mahn. Die erfahrene Imkerin hofft aber, dass bei ihr nach dem Winter mehr Bienen im Stock sind, bis zu 7000 – in jedem. Im Sommer kann die Stärke eines Volkes auf bis zu 40.000 Tiere anwachsen.

Zuckerwasser hilft

Auch für Ellen Mahn wird es Zeit, in die Vorbereitung für die Saison zu starten. Honig ist noch nicht zu erwarten. Das Problem: Die Insekten sind schon mobil, finden aber kaum Futter. „Die sollten noch in einer Wintertraube sitzen und möglichst gar nichts machen“, sagt Ellen Mahn. „Dieses Jahr ist es zu mild.“ Wie schon die Vorjahre. Das Bienenvolk ist in der Entwicklung 14 Tage weiter, als es sein sollte.
Das Ausschwärmen kostet die Arbeitsbienen Energie, also müssen die Reserven aufgefüllt werden. Ellen Mahn hebt die Stöcke an. Am Gewicht kann sie spüren, wie es um die Vorräte steht. Die im Spätherbst eingebunkerte Nährlösung wiegt 14 Kilo. Davon ist das meiste aufgefuttert.

Die Imkerin hängt in die Stöcke Rähmchen mit neuem Zuckerwasser ein. Aber nicht mehr so viel, bald beginnt die Blütezeit. Die Bienen knacken die Wachsdeckel der Futterzelle. Wie viel sie naschen, zeigt sich auf einem Brettchen, wenn die Deckel als Wachskrümel herunterfallen. Ellen Mahn klopft die Krümel herunter. Mit geübtem Blick hat sie zwei Milben ausgemacht – die gefährliche Varroa. „Die Milben haben wir hier ganz gut im Griff“, sagt sie. Gegengehalten wird mit Ameisensäure und Oxalsäure, aber stets erst zum Saisonende. Der zuvor gesammelte Honig darf nicht verunreinigt werden.

An Punkten an den Bienenstöcken kann Ellen Mahn erkennen, wie alt die Bienenkönigin ist, die hier ihr eigenes Volk produziert, und ob in diesem Jahr in einem der Stöcke eine neue Königin fällig ist. Ab einem Alter von drei Jahren lässt ihre Legeleistung deutlich nach. Sie schafft ein Ei pro Minute, in Spitzenzeiten mehr. Jede Königin wird vom Imker mit einem kleinen, farbigen Opalith-Plättchen zu Beginn ihrer Karriere markiert. Die Reihenfolge ist vom Verband festgelegt. Weiß steht für 2021, 2022 wird es Gelb sein, dann folgen Rot, Grün und Blau. Die Lebenserwartung der Arbeiterinnen ist deutlich geringer, sie variiert zwischen neun Monaten über den Winter und vier bis fünf Wochen im arbeitsreichen Sommer.

Das Waschen der sogenannten Zargen, in die die Rähmchen mit den Waben gehängt werden, steht jetzt noch an. Dafür besitzt Ellen Mahn eine spezielle Waschmaschine. Wenn die Völker wachsen, muss aufgestockt werden. Die Zargen halten sehr lange. Ellen Mahn hat noch ihre erste von 1979. Die neue Saison – sie kann kommen.

Ellen Mahn (Landstraße 1, Hamwarde) verkauft rund um die Uhr Honig. Neben der Tür ist ein Schrank, das Geld wird in den Briefkasten geworfen.

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