HAMBURG WEST Zwei Jugendliche, 15 und 16 Jahre alt, ertranken kürzlich am Falkensteiner Ufer, weil sie die dort speziell bei auflaufender Flut und durch vorbeifahrende Schiffe gefährlichen Strömungen und Strudel offenbar nicht kannten. Nun ist die Politik gefordert.
Neun Menschen kamen in den ersten acht Monaten diesen Jahres in Hamburg bei Badeunfällen ums Leben – vier davon in der Elbe. Der Hamburger Chef der Wasserretter von der DLRG, Heiko Mählmann: „Viele Bürger, gerade junge Menschen, sind sich der Gefahren eines so stark befahrenen Stroms nicht bewusst. Wir haben auch viele Fälle von beinahe Ertrunkenen. Durch die Corona-Zeit ist die Zahl der Nichtschwimmer auch noch gestiegen. In Hamburg sind nach der vierten Klasse fast 50 Prozent der Kinder keine sicheren Schwimmer.“
Eine beängstigende Entwicklung und ein Alarmruf, der jetzt Altonas Bezirkspolitiker auf den Plan ruft. Sie fordern neue, umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen für die Elbstrände von den zuständigen Behörden ein. Mit einem einstimmigen Beschluss des Hauptausschusses der Bezirksversammlung wird die für die Bewirtschaftung des Elbufers zuständige Finanzbehörde aufgefordert, als Sofortmaßnahme neue, sehr deutliche und mehrsprachige (Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch) Warnschilder mit entsprechend auch eindeutigen Piktogrammen an den gefährlichen Abschnitten aufzustellen.
Zudem sollen in Hamburger Flüchtlingsunterkünften umfangreiche Informationsmaterialien verteilt werden, die auf die Gefahren mehrsprachig hinweisen. Gerade Jugendliche mit Migrationshintergrund gehören vermehrt zu den Opfern. Die Innenbehörde soll außerdem für eine höhere Präsenz der Wasserschutzpolizei in den gefährlichen Zonen sorgen, zudem soll in sozialen Netzwerken vor den Risiken gewarnt werden.
Die Hafenbehörde Hamburg Port Authority signalisierte zwar nach den tödlichen Unfällen der Jugendlichen, dass die alten Warnschilder nach und nach durch neue, verständlichere Hinweistafeln ersetzt werden sollen. Altonas Bezirkspolitiker fordern allerdings weitergehende Maßnahmen. So soll die DLRG, die bisher nur ehrenamtlich und zeitlich begrenzt die gefährlichen Abschnitte bewachen kann, von der Innenbehörde mit mehr Geld ausgestattet werden. In einem neuen Antrag fordern dies die Altonaer Linken, auch die CDU würde dieser Forderung offenbar unterstützen. Linken-Fraktionschef Karsten Strasser: „Dabei sollten speziell Personalkosten für zusätzliche hauptamtliche DLRG-Rettungskräfte, Schulungs- und Ausbildungskosten und Kosten für zusätzliche Wasserrettungsboote- und Stationen berücksichtigt werden.“
Kaum zu glauben und noch weniger zu verstehen: Die Hamburger DLRG bekommt bisher – trotz ihrer für so wichtigen Aufgabe – kein Geld von der Stadt, finanziert sich aus Spenden, die hauptsächlich von Privatleuten kommen. Strasser: „Da muss unbedingt angesetzt werden, damit möglichst bis spätestens zur Badesaison im nächsten Jahr mehr Sicherheit an gegeben ist.“