17. Februar 2021
Wentorf

„Die Atmosphäre ist unbeschreiblich“

Ehemalige Sprachheilschule bietet Künstlern Platz für kreatives Schaffen

Künstlerin Dagmar Nettelmann Schuldt hat jetzt viel Raum für ihre kreativen Arbeiten. Foto: Möller/Sina Schuldt

Künstlerin Dagmar Nettelmann Schuldt hat jetzt viel Raum für ihre kreativen Arbeiten. Foto: Möller/Sina Schuldt

WENTORF Das Ehepaar Anna-Julia und Rik Reinking hat in Wentorfs ehemaliger Sprachheilschule, der Villa Weltevreden, einen Ort für Kunst und Künstler geschaffen: Ihr Woods Art Institute, kurz WAI, bietet nicht nur Platz für die zahlreichen Objekte des Kunstsammlers, sondern auch Raum für Ausstellungen und Künstlerateliers.

„Die Atmosphäre an diesem Ort ist unbeschreiblich“, sagt die 39-jährige Hamburgerin Lena Schmidt. Ihre Szenerien, großformatige zumeist nächtliche menschenleere Landschaften, rückt sie in ein neues Licht. Ihre Technik: Sie schnitzt in gefundenes Holz und kombiniert dies mit Malerei und Zeichnung. „Rik Reinking habe ich während meines Kunststudiums kennengelernt“, sagt die Künstlerin. Seit August nutzt sie ihr Atelier im Gärtnerhaus, wo sie ihre Holzobjekte und -Platten bearbeitet. Der Ort wirke „wie aus der Zeit gefallen und trotzdem gibt es durch die in der Sammlung Reinking vorhandenen Werke eine Verbindung ins Jetzt und Heute. Der Ort ist einerseits abgeschieden und kontemplativ, andererseits unglaublich aufregend und lebendig.“ Sie beschäftigt sich vermehrt mit der Natur, ihre neue Serie heißt „Into The Woods“.

Der Kunstsammler Rik Reinking bietet Künstlern Raum fürs Arbeiten Foto: Möller
Der Kunstsammler Rik Reinking bietet Künstlern Raum fürs Arbeiten Foto: Möller
Künstler schätzen Lage der Ateliers

Bereits seit Oktober 2020 arbeitet Esther Kuhlmann-Petersen in einem Atelier auf dem Gelände, wo sie gemeinsam mit der Journalistin Imke Kuhlmann eine Werbeagentur betreibt. Ein Schwerpunkt der Diplom-Kommunikationsdesignerin ist die Illustration. Graphic Recording zählt zu ihren Spezialitäten: Bei der visuellen Dokumentation gesprochener Inhalte steht sie am Flipchart oder vor einer Staffelei und fasst das Gehörte zum Vortrag graphisch zusammen. Die 53-Jährige gestaltet virtuell, malt und zeichnet sowohl klassisch per Hand als auch mit dem Grafik-Tablet. Die Ehefrau von Bürgermeister Dirk Petersen ist regelmäßig bei der Wentorfer Kulturwoche vertreten und präsentiert ihre Arbeit auch in der ag-Galerie sowie im Kunstschaufenster Bergedorf und in der Galerie KIT Hamburg.

Für die Bildende Künstlerin Dagmar Nettelmann Schuldt ist das WAI seit Januar ihr künstlerisches Zuhause. „Mich hat Rik Reinkings Konzept, einen Ort der Kunst, der Vermittlung und der Begegnung zu schaffen, von Anfang an begeistert. Ich hatte den Eindruck, hierher gut zu passen.“ Seit 2001 arbeitet sie als Bildende Künstlerin und beschäftigt sich mit Identität, Zeit und Geschichte. Sie kreiert Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen. Dabei kommen unterschiedliche Materialien wie Keramik und Glas zum Einsatz. Derzeit arbeitet sie an einer Ausstellung zur Wahrnehmung und Erzählung von Geschichte im Museum für Hamburgische Geschichte und ist in der Erwachsenenbildung aktiv.

Der Hamburger Christoph Faulhaber kam im November ins WAI. Der 51-jährige Künstler, Performer, Filmemacher und Autor provoziert gern und stellt Themen wie Überwachung, Sicherheit und Kontrolle in den Fokus seiner Arbeiten. Im Frühjahr zeigt er seine Corona-Installation „Parasocial“ auf dem Rathausplatz in Hamburg.

Das WAI-Gelände sei fantastisch „und ich habe das Gefühl, dass hier etwas Besonderes entsteht, ein besonderer Ort, der eine internationale Strahlkraft weit über Hamburg und das Metropolgebiet hinaus hat, beziehungsweise haben wird“, ist der 51-Jährige überzeugt. Selbst jetzt in einer sozial eingeschränkten kommunikativen Situation vermittele das Woods Art Institute einen Raum des künstlerischen Austauschs.

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