STORMARN Im Kreisarchiv Stormarn schlummern interessante Kriminalfälle der Vergangenheit, die in Zeitungsartikeln und Fotos dokumentiert sind. Von Betrug bis Mord ist alles dabei. Heute der letzte Teil der Serie.
„Zwei junge Burschen leuchteten im dunklen Bühnenhaus mit Streichhölzern“ fassten die „Lübecker Nachrichten“ am 28. November 1970 einen Brand zusammen, der einen Monat zuvor das Sachsenwald-Theater in Reinbek in Schutt und Asche gelegt hatte. Menschen kamen dabei nicht zu Schaden, doch der Sachschaden wurde auf eine halbe Million Mark beziffert. „Das Feuer vernichtete den Theatersaal mit 380 Plätzen, die in einem Anbau untergebrachten Räume des Stadtbauamtes mit einem großen Teil der Tiefbauakten, die „Taverne“, eine Gaststätte in dem Theaterbau und die Garderoben. Der Hausmeister mit Frau und drei Kindern wurde obdachlos“, berichtete die Zeitung, die im Kreisarchiv Stormarn vorliegt. Zudem hätten in der Folge Gastspiel-Verträge im Wert von 150.000 Mark abgesagt werden müssen.
Der Täter verriet sich selbst
Als Brandursache wurde zunächst eine Lampe vermutet. Doch bald stellte sich heraus, dass ein junger Mann für das Feuer verantwortlich war. Die Wahrheit kam ans Licht, weil er den Mund nicht hatte halten können: „Später verriet sich der Angeklagte selbst, als er unter Alkoholeinfluss Andeutungen über die wahre Ursache gab. Das hörte ein Zeuge und gab der Kriminalpolizei einen Tipp.“ Vor Gericht – der junge Mann musste sich vor dem Jugendschöffengericht Schwarzenbek verantworten – stellte sich der Tathergang folgendermaßen dar: Laut Zeitungen im Kreisarchiv waren zwei junge Männer – der Täter war damals 19 Jahre alt, sein Bekannter 18 Jahre – mit zwei 16-jährigen Mädchen in das Sachsenwald-Theater gelangt, nachdem sie zuvor eine Tür aufgebrochen hatten. Auf der dunklen Bühne sorgte der Angeklagte mit Streichhölzern für Licht, die er anschließend achtlos wegwarf. Durch ein Hölzchen entstand ein Glimmbrand. „Obwohl der 20-Jährige das bemerkte, sich in dem Bau genau auskannte und selbst freiwilliger Feuerwehrmann ist, ließ er zunächst die anderen jungen Leute durch eine Hintertür ins Freie. Die Zugluft fachte den Brand an, der Vorhang fing Feuer“, schreibt der Reporter. Statt Hilfe zu holen und mit Löscharbeiten zu beginnen, versuchte der junge Mann zunächst, den Brand mit den Händen zu ersticken. Doch das Feuer war nicht mehr aufzuhalten, der Bau brannte vollkommen ab.
Wegen fahrlässiger Brandstiftung und vorsätzlicher Körperverletzung lautete das Urteil des Gerichts auf zehn Monate Haft, die zur Bewährung ausgesetzt wurden. Dazu erhielt der Verurteilte die Auflage, ein Jahr lang keinen Alkohol zu trinken, und er bekam einen Bewährungshelfer zur Seite gestellt. Tragisch: Im August 1974 verunglückte der Mann tödlich mit seinem Kleinmotorrad. (pt)