22. März 2023
Stormarn

Kinder aus der Ukraine lernen von Lesepaten

Ehrenamtliche Vorleser sind unter dem Dach der Bürger-Stiftung Stormarn

An der Bargteheider Johannes-Gutenberg Schule unterrichtet Mareike Gosch Kinder, die keine oder nur sehr geringe Deutschkenntnisse haben Foto: Bürger Stiftung Stormarn

STORMARN „Wer will heute zu Frau Jenkel?“ 16 kleine Zeigefinger strecken sich in die Höhe, sofort nachdem Grundschullehrerin Mareike Gosch die Frage stellt. Sie unterrichtet an der Johannes-Gutenberg-Schule (JGS) in Bargteheide, und hier in einer der sogenannten DaZ-Klassen.

DaZ steht für „Deutsch als Zweitsprache“. Die Schülerinnen und Schüler haben keine oder nur sehr geringe Deutschkenntnisse und besuchen daher die Intensivklasse, die sie auf eine Teilnahme am Regelunterricht vorbereiten soll. „Viele der Kinder müssen sich nicht nur mit einer fremden Sprache und einer anderen Kultur, sondern außerdem mit dem Verlust von Heimat, Familie und Freunden auseinandersetzen“, sagt Lehrerin Mareike Gosch. Die Struktur einer DaZ-Klasse ermöglicht zwar eine individuellere Betreuung der Kinder als im Regelunterricht. Trotzdem können die Lehrkräfte nicht jedem einzelnen ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Und hier kommt Birgit Jenkel ins Spiel. Sie war selbst Grundschullehrerin. Heute ist sie ehrenamtliche Lesepatin und kommt drei Mal in der Woche in die Johannes-Gutenberg-Schule. Die Bargteheiderin widmet sich für jeweils eine ganze Schulstunde intensiv einem bis maximal zwei Kindern, mit denen sie in einem separaten Klassenraum Wortschatzübungen macht. Birgit Jenkel arbeitet viel mit Bildern, lässt die Kinder Worte nachsprechen, gibt ihnen spielerische Anreize zum Schreiben. Am Ende der besonderen Stunde steht immer eine Entspannungsübung. Die genießen vor allem neue Schülerinnen und Schüler sehr. Wertvoll ist diese spezielle LesepatenZeit und die zusätzliche Aufmerksamkeit, die ihnen Dank des ehrenamtlichen Engagements geschenkt wird.

Die Lesepaten sind seit 2018 Teil der Bürger-Stiftung Stormarn. Sechs regionale Bürgerstiftungen sowie 34 Stiftungsfonds mit den unterschiedlichsten Stiftungszwecken bereichern durch wertvolle Aktionen und Hilfsangebote das Miteinander. Um weiter kontinuierlich Gutes tun zu können, brauchen die Stiftungen finanzielle Unterstützung. Doch nicht ausschließlich Geldspenden und Zustiftungen halten die Projekte am Leben. „Wir könnten unsere guten Ideen gar nicht umsetzen, wenn wir nicht Menschen wie Frau Jenkel hätten, die uns ihre Zeit schenken“, sagt auch Annelore Penno, Bereichsleiterin der Lesepaten in Bargteheide und selbst leidenschaftliche Vorleserin.

Inzwischen besuchen mehr als 80 Männer und Frauen regelmäßig mehrmals die Woche Kitas und Grundschulen, um bei den Kindern auf spielerische Art die Liebe zum Lesen und zu Büchern zu wecken. Dafür brauche man keinen pädagogischen Hintergrund, so Penno. Erst im Januar absolvierten 13 neue Lesepaten das Einsteigerseminar, das auch „Quereinsteigern“ hilfreiche Tipps gibt und Methoden vermittelt, wie aus reinem Vorlesen ein unterhaltsames Erlebnis für alle Beteiligten werden kann. Dass das Engagement der Lesepaten nicht nur Spaß macht, sondern vor allem Sinn ergibt, bekommen die Ehrenamtler unmittelbar von den Kindergärten und Schulen widergespiegelt. Die Bereitschaft zu einer Zusammenarbeit stieg in der vergangenen Zeit an. „Seit Corona sind vor allem an Grundschulen mehr Lesepaten unterwegs. Sie helfen, die pandemiebedingten Lerndefizite abzufedern“, sagt Annelore Penno. An eine Bad Oldesloer Grundschule hat sie ganz aktuell eine Lesepatin vermittelt, die ukrainisch kann. Dazu sagt sie: „Je mehr Menschen mit verschiedenartigen Kenntnissen bei uns mitmachen, desto besser können wir auf unterschiedliche Anforderungen reagieren und noch effektiver helfen.“

Lesepate werden unter lesepaten@buerger-stiftung-stormarn.de

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