BERGEDORF Seit dem 1. Juli gelten in ganz Deutschland niedrigere Mehrwertsteuersätze. So soll der Konsum und damit die Konjunktur angekurbelt werden. Auch in Bergedorf geben viele Händler diesen Vorteil an ihre Kunden weiter. Und das, obwohl die Einzelhändler nach dem sechswöchigen Shutdown einiges aufzuholen haben.
Brötchen, Waschmaschinen, Kleidung, Autos und neue Küchen – fast alles ist jetzt für drei Prozent weniger des ursprünglichen Preises zu haben. Auch Strom, Gas, Wasser, Wärme und Telefongebühren werden billiger. Das gleiche gilt für Dienstleistungen und Handwerkerrechnungen.
20 Milliarden Euro sollen Verbraucher deutschlandweit durch die niedrigeren Steuern sparen – und damit zum Geldausgeben angeregt werden. So der Plan der Bundesregierung. Die großen Lebensmittelketten wie Edeka, Lidl und Aldi haben bereits früh reagiert und geben die Steuersenkung voll an die Kunden weiter. Auch in vielen Bergedorfer Geschäften purzeln seit dem 1. Juli die Preise. „Wir haben die Artikel zwar nicht umgezeichnet, ziehen an der Kasse aber automatisch drei Prozent ab“, sagt Martina Willhoeft vom Herrenausstatter Willhöft im Sachsentor.
Allerdings bezweifelt sie, dass die Kauflaune der Bergedorfer dadurch steigt. „Ich glaube nicht, dass jemand aus diesem Grund kurzerhand noch ein zweites Hemd kauft“, sagt sie. Auch wenn sich bei Karstadt vergangene Woche teilweise lange Schlangen an den Kassen bildeten.
Für Karin Krenzien, die in der Bergedorfer Schloßstraße die Boutique „La Cara“ führt, wirkt sich die Steuersenkung momentan noch nicht aus, da die meisten Artikel bereits um 20 oder 30 Prozent reduziert sind. Drei Prozent gibt es hier nur auf reguläre Ware. „Wir haben die Auswirkungen des sechswöchigen Lockdowns aufzuholen“, sagt die Bergedorfer Geschäftsfrau. „Von den Umsatzeinbußen aus dieser Zeit müssen wir uns erst wieder erholen.“
Bei Jörg Johannsen von der Sachsentor Buchhandlung wird es keine Rabatte geben. „Wir unterliegen der Buchpreisbindung, sehen als kleiner stationärer Einzelhändler die Steuersenkung als notwendige Unterstützung an. So ist die Maßnahme ja auch gedacht. Sie soll neben den Verbrauchern auch die Händler stärken.“
Birgit Koch-Schallenberg hat festgestellt, dass es sowieso mit der Kauflaune der Menschen aus Bergedorf und Umgebung wieder bergauf geht. „Die City ist schon seit Längerem wieder belebt“, freut sich die Geschäftsführerin von Jean Koch Goldschmiede und Juwelier. „Die Kunden gehen offensichtlich wieder gern einkaufen. Vielen ist in dieser Zeit wohl klar geworden, dass es ohne den lokalen Handel vor Ort nicht geht.“
