10. Juni 2021
Glinder Zeitung

„Persönliche Treffen sind unverzichtbar“

Sozialpädagogen über die Folgen der Pandemie

Jasmin Helfer, Anja Schüler, Torben Köthke und Julia Eckert (v.l.) vom Projekt StoP berichten von Problemen der Glinder durch die Corona-Pandemie
Foto: Schult

GLINDE Welche Auswirkungen die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie auf die Menschen in Glinde hatten, wollten die Mitglieder des Sozialausschusses erfahren. Mitglieder des sozialpädagogischen Netzwerks berichten darüber von ihren Eindrücken.
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„Der Wegfall von Strukturen zum Beispiel durch den Schulbesuch hat zu großen Konflikten in vielen Familien geführt“, berichtete Jasmin Helfer von der Sönke-Nissen-Park Stiftung. Essstörungen, Bewegungsmangel und zu lange Zeiten vor digitalen Medien seien nur einige Probleme. „Die Spätfolgen werden wohl erst später sichtbar werden“, so Helfer. Das bestätigt Anja Schüler vom Miniclub. Der Wechselunterricht an den Schulen habe vor allem Familien mit mehreren Kindern an ihre Grenzen gebracht. Das treffe vor allem auf jene zu, bei denen die Ausstattung für den digitalen Unterricht unzureichend ist. Mütter ebenso wie die Kinder hätten zudem die persönlichen Treffen sehr vermisst. Das zeige sich jetzt deutlich, nachdem erste Zusammenkünfte im Freien wieder angeboten werden konnten. „Die Mütter saugen das förmlich auf und die Kinder auch“, sagte Schüler.
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„Soziale Kontakte haben in allen Bereichen gefehlt“, bestätigte Anja Schüler über die vielfältigen Angebote im Gutshaus. Die wirklichen Sorgen und Probleme ließen sich nicht gut online besprechen. Um Vertrauen zu entwickeln und sich zu öffnen seien persönliche Begegnungen unverzichtbar. Das gilt auch für die Arbeit in den Kindertagesstätten, darauf wies Torben Köthke, Bereichsleiter der Südstormarner Vereinigung, hin. Die Erzieherinnen waren sehr belastet, weil sie isoliert voneinander und mit großer Distanz zu den Eltern arbeiten mussten. Der Gesprächsbedarf sei größer und das Nervenkostüm dünner geworden.
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„Wie weit ist die Stadtverwaltung eingebunden und was kann die Kommunalpolitik vielleicht tun?“, waren Fragen, die der Ausschussvorsitzende Frank Lauterbach (SPD) aufwarf. Stadtjugendpflegerin Dagmar Schöps wies auf mangelnde Kommunikation mit dem Kreis hin. „Wir haben keinen Kontakt zum Allgemeinen Sozialdienst. Deshalb kann ich schlecht reagieren.“ Nun wollen sich alle zunächst um bessere Verständigung bemühen.

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