31. August 2022
Oststeinbek

Wieder Sorgen um die Schulen in Afghanistan

Brief aus kabul Taliban schließen Bildungszentrum

Der Verein bildet jetzt Hausmeister aus, die sich um die Instandhaltung der Schulen kümmern

OSTSTEINBEK Ein Jahr ist es her, dass die Taliban die Herrschaft in Afghanistan übernommen haben. Bis vor wenigen Tagen blickte Marga Flader, Vorsitzende des Vereins Afghanistan-Schulen, noch mit Optimismus in die Zukunft. Ein Brief aus Kabul hat jetzt alles verändert.

Der Verein sorgt seit Jahrzehnten mit dem Bau spendenfinanzierter Schulen für Bildungsmöglichkeiten im Land am Hindukusch. „Mitte August habe ich einen Brief erhalten, in dem mir mitgeteilt wurde, dass wir jetzt beim Bildungsministerium in Kabul eine Genehmigung zum Betrieb unseres Ausbildungszentrums einholen sollen“, erklärt Marga Flader. Sie weiß, dass das sehr schwierig wird. Bisher konnte sie alles über die Verantwortlichen in der Provinzhauptstadt regeln, in Kabul ist es viel komplizierter. Aktuell ist die Schule geschlossen und solange die Genehmigung nicht vorliegt, muss das so bleiben.

Bis der Brief eintraf, sei alles ganz entspannt gewesen, so Flader. Sie zeigt Videos aus dem Ausbildungszentrum in Andkhoi: Frauen und Männer sitzen einträchtig nebeneinander, tauschen sich aus und sogar die lokalen Taliban statten dem Zentrum einen Besuch ab. In den vergangenen Monaten mussten zwar die Schulen mehrfach geschlossen werden aufgrund der gefährlichen Lage, konnten aber immer wieder geöffnet werden. „Seit März lief alles ganz wunderbar“, so Flader. Das Interesse der Afghanen an Bildung für alle Kinder ist groß. „Die gesamte Bevölkerung steht hinter uns“, weiß Flader. Die jungen Frauen in den Schulen sind sehr kritisch und beschäftigen sich auch mit gesellschaftlichen Themen. Marga Flader vermutet, dass die Lehrinhalte in Zukunft verändert werden und mehr Religionsunterricht gefordert wird. In Andkhoi beschäftigt der Verein mehr als 100 Menschen. Unter anderem werden Hausmeister ausgebildet, die sich um die Instandhaltung der Gebäude kümmern. Rechnet man deren Familien dazu, leben mehrere hundert Menschen von der Arbeit für den Verein.

Marga Flader erlebt zurzeit ein Auf und ab der Gefühle. Immer mehr schlechte Nachrichten kommen in Oststeinbek an – per WhatsApp oder E-Mail: Kaum jemand hat noch Arbeit, die Preise steigen weiter, viele Afghanen hungern. Trotzdem bleibt sie optimistisch. „Bisher haben wir immer eine Lösung gefunden“, sagt sie zuversichtlich.

Reise nach Afghanistan zu gefährlich?

Ihre letzte Reise nach Afghanistan liegt drei Jahre zurück. Trotz der gefährlichen Lage würde sie jetzt wieder starten, um selbst und vor Ort alles zu regeln. „Aber das hat mir meine Familie verboten“, sagt sie. Angst vor den Taliban habe sie nicht und sei bereit, Gespräche mit ihnen zu führen. Aktuell ist Marga Flader damit beschäftigt, die Winterhilfe zu organisieren: Mit Spendengeldern werden vor Ort Lebensmittel eingekauft, um Reis, Nudeln, Öl und Bohnen an die Bevölkerung zu verteilen. Wer dem Verein helfen möchte, kann das am besten mit einer Geldspende tun.

Nähere Infos gibt es unter www.afghanistan-schulen.de

Auch interessant