GLINDE Wenn von nebenan zu oft Lärm herüberschallt, der Ast vom Nachbargrundstück über den Zaun wächst, kann das schon für einen nachhaltigen Streit sorgen. Werden sich die Kontrahenten nicht einig, landen solche Vorgänge oft bei Schiedsleuten.
Sie sollen dazu beitragen, dass sich die Streitenden einigen statt vor Gericht zu ziehen. „Schlichten statt richten“ ist unser Motto, erklären Ingeborg Harringer und Klaus-Dieter Schulz, die die Aufgabe für Glinde 2017 übernommen haben. In vielen Fällen ist es Pflicht, erst ins Schiedsverfahren zu gehen, bevor ein Gericht angerufen werden darf.
Schiedsleute sind ehrenamtlich im Einsatz. Durch Schulungen werden sie für ihre Aufgabe fit gemacht. „Es wird viel angeboten, unter anderem zu Mediation und Nachbarschaftsrecht“, berichtet Schiedsfrau Harringer. „Wir haben in den vier Jahren unserer Amtszeit rund 20 Schulungen besucht“, ergänzt ihr Stellvertreter Schulz. Die meisten Gespräche führen sie gemeinsam. „Das ergänzt sich gut, bringt mehr Ideen und Sichtweisen ein“, sind sie sich einig. So halten es auch die Schiedsleute in Wentorf, Dr. Harald Müller und Stellvertreterin Kathrin Braun. „So bekommt man auch schwierige Streitfälle leichter vom Tisch.“ Immer gelingt das jedoch nicht, dann bekommen die Parteien eine Erfolglosigkeitsbescheinigung. Wenn es gelingt, sind die Klienten jedoch oft sehr dankbar, berichten die Schiedsleute. Das gelte auch für die Tür- und Angel-Fälle, bei denen durch ein einfaches Gespräch eine Lösung gefunden wird.
Am Runden Tisch
Zehn bis zwölf Fälle verhandeln die Glinder Schiedsleute pro Jahr. Während des Lockdowns gab es mehr Auseinandersetzung innerhalb von Hausgemeinschaften so der Eindruck von Dr. Harald Müller. Das könne sich schon darum drehen, wie oft und wie lange ein Fenster im Hausflur geöffnet werde. Bisweilen merke man, dass die Nachbarn darüber gar nicht reden. „Einige sind überrascht, wenn sie eine Vorladung von uns Schiedsleuten bekommen.“ Über die aktuelle Gesetzeslage bei Eigentümergemeinschaften ließen sich Schiedsleute aus dem Bezirk Lübeck kürzlich von Rechtsanwalt Dr. Falk von Rechenberg informieren. Er war Referent beim „Runden Tisch“, der alljährlich von Klaus-Dieter Schulz in Glinde organisiert wird. 14 Schiedsfrauen und -Männer aus sechs Amtgerichtsbezirken hatten sich dazu eingefunden.