GLINDE „Der ganze Bus ist voll, doch niemand will sich zu uns setzen. Da haben wir den Eindruck, dass es an unserer Hautfarbe liegt“, sagen Emelia (16) und Paul (18). Damit, sagen die beiden, fängt Rassismus an.
Beide sind Schwarze und Deutsche, hier geboren. Emelias Eltern sind aus Ghana nach Deutschland gekommen. Pauls Mutter ist Deutsche, der Vater kam aus Afrika. Beide haben einen einfachen Wunsch: Sie möchten normal behandelt werden, nicht bevorzugt aber auch nicht herabgesetzt.
Doch nicht nur beim Busfahren erleben sie, dass rassistische Vorurteile immer noch alltäglich sind. „Seit der Kita war ich meist die einzige Schwarze in der Gruppe. Es fühlt sich an als würde man nicht dazugehören“, sagt Emelia. Das Gefühl hatte sie auch in ihrer Grundschulzeit in Hamburg. Da habe sie sich von ihrer Lehrerin angegriffen gefühlt, hatte den Eindruck für alles was angestellt wurde, verantwortlich gemacht zu werden. Eine Erfahrung, die Paul aus seiner Grundschulzeit auch kennt. „Die Kinder haben mit mir gespielt“, berichtet er. „Doch sie schoben oft, was sie angestellt hatten auf mich.“
Damals habe sie noch nicht reagieren können, so Emelia. „Jetzt kann ich mich verteidigen.“ Inzwischen sind beide in der Schule ein gutes Stück vorangekommen, haben gerade den Mittleren Schulabschluss abgelegt. Emelia wird weiter zur Schule gehen und Abitur machen. Paul hat sich noch nicht entschieden, ob Abitur oder eine Ausbildung zum Mediengestalter folgen sollen. Welche Erfahrungen machen die beiden jungen Schwarzen aktuell mit Rassismus? Das kommt zum Beispiel im Internet bei Videochats vor, berichten sie. Vor allem Emelia sei davon betroffen. 29 rassistische Beleidigungen in einer Stunde hat sie per Strichliste einmal gezählt. „Es gibt auch Positives“, sagt sie, aber das Negative überwiegt.“
Doch sind für sie nicht alle Bemerkungen, die auf die Hautfarbe abzielen gleich herabwürdigend. „Am Schlimmsten ist das N-Wort.“ Schließlich stammt es aus der zeit des Kolonialismus, in der die Schwarzen von den Europäern als Menschen zweiter Klasse angesehen wurden. Gegen Schwarzen Humor haben Emelia und Paul dagegen nichts einzuwenden und auch der Begriff Schwarzfahren stört sie nicht. „Das hat ja nichts mit uns zu tun“, sagt Paul. Sehen sie Änderungen zu ihrer Kindergarten und Grundschulzeit? „Es gibt Verbesserungen, aber noch nicht genug“, so Paul. „Ich gehe davon aus, dass es Rassismus immer geben wird. So sind wir Menschen wohl.“ Dabei gibt es bei Menschen gar keine Rassen, wie die aktuelle Wissenschaft festgestellt hat. Und schließlich kamen alle modernen Menschen ursprünglich aus Afrika.