16. Februar 2023
Glinde

„Negerdorf“ sorgt für intensive Diskussion

Denkmal behält Namen und bekommt Info-Tafel

GLINDE  Die Bezeichnung „Negerdorf“ muss sofort von allen Schildern im öffentlichen Raum verschwinden. Das fordert die Fraktion der Grünen. Während die Bezeichnung vom Hinweisschild am Eingang der Siedlung bereits durch „Siedlung Oher Weg“ ersetzt wurde, ist sie am Denkmal am Gelben Weg im Wohngebiet Alte Wache weiter zu finden. Daran wird sich zunächst auch nichts ändern, so das Ergebnis einer intensiven Debatte im Kulturausschuss.

Mit dem Denkmal wird die Geschichte des heutigen Wohngebietes dargestellt. Auf dem Gelände stand früher das Heereszeugamt, das zur Vorbereitung des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten dort eingerichtet wurde. In der Nachkriegszeit wurde es zunächst von der Bundeswehr weiter genutzt. Die Reetdachsiedung am Oher Weg entstand gleichzeitig als Wohnungen für Offiziere und höhere Angestellte. Die Bezeichnung „Negerdorf“ kann wegen der Dächer entstanden sein, die damals zur Tarnung schwarz angestrichen worden waren. Das Denkmal war im Jahr 2012 eingeweiht worden, die Gestaltung wurde zuvor von einer Arbeitsgruppe besprochen, in der alle Fraktionen vertreten waren.

Bereits im vergangenen Jahr hatten die Grünen den Dringlichkeitsantrag eingebracht, die Schilder am Denkmal umgehend zu ändern. Der Begriff sei rassistisch, so die Begründung. Sie wirke auf Menschen mit dunkler Hautfarbe verletzend, betonte Mike Neschki. Die Dringlichkeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen, wurde von den anderen Fraktionen in der Stadtvertretung nicht gesehen, so dass die Diskussion erst jetzt erfolgte.

Zunächst bleibt alles wie es ist, so das Ergebnis. „Der Begriff war sicher nicht rassistisch gemeint“, sagte Dr. Rainer Neumann (CDU). Die Dringlichkeit ihn zu ändern sehe er weiterhin nicht. „Das Wort selbst ist nicht diskriminierend“, so die Ansicht von Matthias Sacher (CDU). Dennoch wird wohl weiter darüber gesprochen. Das könne im Zusammenhang mit Vorträgen zur Erinnerungskultur geschehen, ist der Vorschlag von Oliver Sendzik (SPD). Fraktionskollegin Lore Günther ergänzte, dass die Bezeichnung ja in Anführungszeichen gesetzt wurde. Damit sei dargestellt, dass es sich um eine geschichtliche handele. Unterstützung erhielt Neschki von Tobias Reimann (FDP): „Man sollte es ändern, es ist diskriminierend.“ Verschwinden wird die Bezeichnung allerdings wohl nicht, Stattdessen sprach sich die Mehrheit der Politiker dafür aus, eine ergänzende Tafel anzubringen, mit der erklärt wird, wie es zu der Bezeichnung „Negerdorf“ kam. Die Verwaltung soll dafür einen Vorschlag vorlegen.

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