GLINDE Ein besonderes Thema stand am Sonntag im Mittelpunkt der Feier zum Volkstrauertag in Glinde: Jene Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs im Arbeitslager Wiesenfeld leben und leiden mussten. Um an sie zu erinnern, steht nun ein Mahnmal vor der Gemeinschaftsschule, dort wo damals das Lager war. Während der Gedenkfeier wurde es eingeweiht.
Viel ist in jüngster Zeit über das unrühmliche Kapitel der Glinder Geschichte geforscht worden. Vor allem die Mitglieder der Geschichtswerkstatt haben sich dabei engagiert. Es gab Schülerprojekte zu dem Thema und immer wieder Unterstützung von Stadtarchivar Dr. Carsten Walczok. Für seine Ansprache zur Einweihung hatte der Archivar zusammengestellt, was bisher über diese Geschichte bekannt ist.
Eine Milchfarm mit einigen Bauernhäusern, klein charmant aber völlig unbedeutend. So habe Samuel Beckert Glinde beschrieben, als er kurz vor dem Krieg zufällig in das Dorf kam, berichtete Walczok. Wenig später hatte sich das geändert. Mit dem Kurbelwellenwerk der Firma Krupp war ein kriegswichtiger Betrieb nach Glinde gekommen. Um die Produktion sicherzustellen, wurden viele Arbeitskräfte gebraucht. Doch die deutschen Männer waren an der Front, genug Frauen fanden sich ebenfalls nicht. So wurden in den besetzten Gebieten Arbeitskräfte rekrutiert.
Fluchtversuche waren zwecklos
Es war kein Vernichtungslager. Die Männer und Frauen mussten angelernt werden. Deshalb hatte der Kruppkonzern Interesse daran, dass sie arbeitsfähig blieben. Einfach verlassen konnten sie Glinde allerdings nicht, wie Walczok berichtete. Ein Arbeiter hatte es versucht und wurde zur Strafe in ein Konzentrationslager verlegt. Wer in diesem Zwangsarbeiter leben musste und wer dort umkam, ist weitgehend unbekannt, so Hans-Jürgen Preuß von der Geschichtswerkstatt.
Nach Kriegsende haben sowohl die meisten ausländische Zwangsarbeiter als auch die Glinder geschwiegen und versucht, diesen Teil der Stadtgeschichte zu vergessen. „Aber man stellt sich irgendwann doch seiner Vergangenheit. Man kann ihr nicht entkommen“, betonte Walczok. So steht nun das Mahnmal nach einem Entwurf der ehemaligen Wiesenfeld-Schülern Lennart Carls und Niklas Klinck vor der Schule. Es soll dazu beitragen, dass so etwas nicht wieder passieren darf. Bereits vorbereitet, aber noch nicht angebracht ist eine erklärende Tafel. Die Schülerinnen Ayleen Wittek, Nele Nowatzki, Miriam Safir haben dafür gesorgt, dass sie erstellt wurde.