GLINDE Blau-Gelb sind die Farben der Solidarität, der Angst, der Trauer und der Wut. Blau-Gelb waren auch die Farben vieler Menschen bei der Demonstration in Glinde mit der ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine gesetzt wurde. Rund 300 Menschen waren am Samstag zusammengekommen, um ihre Solidarität mit dem überfallenen Land auszudrücken.
„Der Alptraum ist wahr geworden. Es darf so nicht weitergehen. Wir müssen jetzt sehr laut sein. Wir wollen alle Frieden“, sagte Konstantin Tselikov bei der Kundgebung auf dem Marktplatz. Der Ukrainer lebt in Glinde, arbeitet an der Hamburger Staatsoper als Tänzer. Für ihn ist der Schrecken ganz nah, denn seine Familie ist noch auf der Flucht. Sie ist aus der Nähe von Odessa gestartet. Wo seine Angehörigen jetzt sind, weiß Tselikov nicht.
Bereits in Glinde angekommen ist eine Familie aus Kiew, die auch zur Kundgebung auf den Marktplatz kam. Nach zehn Tagen auf der Flucht waren Mütter und ihre Kinder noch so von den Schrecken und Strapazen gezeichnet, dass sie nicht davon erzählen konnten. „Es ist nicht absehbar, wie viele Menschen zu uns kommen werden“, sagte Landrat Dr. Henning Görtz. „Doch wir werden uns um jeden einzelnen kümmern“, versprach er. Hilfe müsse schnell und unbürokratisch erfolgen. Jeder könne dazu beitragen mit Geld und Sachspenden sowie damit Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Glinder haben bereits eifrig damit begonnen, hatte Bürgermeister Rainhard Zug während der Sitzung des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz am Donnerstag berichtet.
Etliche haben private Schlafplätze angeboten. Weitere stehen in Flüchtlingsunterkünften noch zur Verfügung. Außerdem werden bereits Vorbereitungen getroffen, um die Gymnastikhalle der Grundschule Tannenweg als Übergangsquartier zu nutzen. Damit waren während der ersten Flüchtlingswelle während des Kriegs im Irak bereits gute Erfahrungen gemacht worden.
Aber es ging auch darum zu erleben, „dass wir mit unseren Ängsten und unserer Wut nicht alleine sind“, betonte Pastorin Anna Benkiser-Eklund. Sie sei wütend für alle, die durch diesen Krieg leiden müssen und sie sei wütend auf Machthaber, die einfach ein anderes Land angreifen. „Waffen und militärische Gewalt werden nicht zum Frieden führen“, so die Pastorin, „aber sie helfen, sich zu verteidigen.“
Das Bündnis aller Parteien in der Stadtvertretung hatte kurzfristig zu der Demonstration aufgerufen.
Worum es dabei vor allem ging, wussten auch die Kinder: „Frieden, Frieden, Frieden“, sangen zwei Mädchen, die im Demonstrationszug mitliefen. „Es wird nicht die letzte Kundgebung gewesen sein“, kündigte Bürgervorsteher Martin Radtke an. „Glinde ist und bleibt laut“, versprach er, denn „Putin muss weg“.