24. Mai 2023
Glinde

Durch Krankheit in die Schuldenfalle

Jahresbilanz der Beratungsstelle Südstormarn

Wer in die Schuldenfalle geraten ist, kommt nur mit Hilfe wieder heraus Foto: GettyImages

GLINDE Krankheit und Sucht sind die häufigsten Gründe für Überschuldung. Das geht aus der Bilanz der Schuldnerberatungsstelle der Sönkle-Nissen-Park Stiftung für 2022 hervor.

Bei fast einem Drittel der Klienten der Beraterinnen im Glinder Gutshaus war das der wesentliche Grund, sich Hilfe zu holen. Dabei habe der Anteil psychischer Erkrankungen deutlich zugenommen. Die Beraterinnen gehen davon aus, dass sich der Anteil der Betroffenen in den kommenden Jahren noch erhöhen könnte. Denn bisher seien die Folgen der Corona-Pandemie nicht abzusehen, da sich viele Schuldner erst an die Beratungsstelle wenden, nachdem sie oft jahrelang allein versucht haben, ihre Situation zu bewältigen. Niedrig-löhne sind der zweithäufigste Grund für Überschuldung bei der Glinder Schuldnerberatung.

Das durchschnittliche Erwerbseinkommen, bezogen auf sämtliche Vorgänge der in Bearbeitung befindlichen Akten der Beratungsstelle, betrug 1.183 Euro. Die Schuldnerberaterinnen rechnen damit, dass die Zahl der Anfragen steigen wird, da viele Haushalte mit den erheblichen Anstieg der Lebenshaltungskosten der vergangenen Monate zu kämpfen haben. Ein weiteres brisantes Thema ist die Altersarmut. Bei den Ratsuchenden verzeichnete die Gruppe der 60- bis 69-Jährigen erneut einen leichten Anstieg. Gegenüber dem Vorjahr habe sich die Überschuldung dieser Altersgruppe um 1,5 Prozent erhöht. Bereits mehr als 20 Prozent aller Ratsuchenden sind älter als 60 Jahre. Sie dürften nur einen Teil der Senioren in schwierigen finanziellen Verhältnissen abbilden, so die Erfahrung der Beraterinnen. Gerade in dieser Altersgruppe sei die Scham groß, wegen finanzieller Probleme eine Beratungsstelle aufzusuchen.

Die Glinder Schuldnerberatungsstelle ist für Südstormarn zuständig. Anfang des Berichtsjahres gab es 218 Klienten, die eine langfristige Betreuung benötigen. Auffallend sei der deutliche Anstieg an Neuberatungen von Bewohnern der Stadt Reinbek von 16 im Jahr 2021 auf 23 im Jahr 2022. Insgesamt werden 75 Reinbeker betreut. Aus Glinde waren 65 der Klienten, 18 kommen aus Barsbüttel und 17 aus Oststeinbek, von wo es während des Jahres nur zwei Neuzugänge gab. Zudem wurden 315 Kurzberatungen durchgeführt. Im Jahr davor waren es 264 gewesen. Hierbei handelte es sich oftmals um einmalige, aber zeitaufwändige Beratungsgespräche, die in vielen Fällen zu einer Problemlösung führten.

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