15. März 2023
Glinde

Begriff „Negerdorf“ muss verschwinden

Forderung junger Glinder. Entscheidung steht aus

Die Siedlung Oher Weg ist ein Wohnquartier mit Geschichte Foto: Schult

GLINDE Der Begriff „Negerdorf“ muss von den Informationstafel des Denkmals am Gelben Weg verschwinden. Das fordert nicht nur die Fraktion Bündnis90/Die Grünen, das verlangen auch junge Glinderinnen und Glinder.

Während der Diskussion im Kulturausschuss machten sie ihre Ansicht deutlich. „Ich bin als jugendliche Bürgerin in Glinde zutiefst verletzt, dass man überhaupt noch darüber diskutieren muss“, sagt Emelia Boad Danso. Als Mensch mit dunkler Hautfarbe habe sie bereits häufig Rassismus erleben müssen. Das Wort Neger sei eine Herabsetzung und müsse aus dem Sprachgebrauch verschwinden. „Ihr könnt nicht nachvollziehen, was wir Schwarzen empfinden, wenn wir das Wort hören“, sagte sie an die weißen Ausschussmitglieder gerichtet. Das bestätigt auch Paul Marggraf: „Das Wort muss gelöscht werden.“

Die Arbeitsgruppe für Kinder und Jugendliche kündigte Aktionen an, falls die Bezeichnung bestehen bleibt. Für die Ausschussmitglieder ist die Diskussion noch nicht beendet, denn nicht alle wollen sich von der Bezeichnung trennen. So hatte die Verwaltung einen Beschluss der vorhergehenden Sitzung umgesetzt und einen Textvorschlag für eine Zusatztafel vorgelegt. Was Tanja Woitaschek, unterstützt von Gemeindearchivar Dr. Carsten Walczok vorschlug, begeisterte allerdings nicht. „Dieser Begriff war zu keinem Zeitpunkt rassistisch oder diskriminierend gemeint. Er bezieht sich lediglich auf das Gebäudeensemble“, stellten sie darin fest. Die Anordnung der Gebäude sei vermutlich als Kraal gesehen worden. Bei den Erklärungen handele es sich nicht im Tatsachen sondern um annahmen, kritisierte Michael Neschki (Die Grünen).

„Das Wort kann nicht gelöscht werden. Es steht im Internet und in Büchern“, so der Ausschussvorsitzende Matthias Sacher (CDU). Auch Lore Günther (SPD) möchte daran festhalten: „Das ist Geschichte, die wir nicht einfach beiseiteschieben können.“ Monika Kaemmer (FDP) wies darauf hin, dass die Erneuerung der Platten am Denkmal Kosten verursachen. Doch die Stadt habe bereits große finanzielle Anforderungen zu bewältigen. Eine Entscheidung fiel nicht. Nun soll zunächst noch einmal in den Fraktionen diskutiert werden. Anschließend könnte ein Arbeitskreis eingerichtet werden, der den Text der Zusatztafel erarbeitet. Für Oliver Sendzik (SPD) steht jedoch fest: „Egal, was wir machen, am Geld sollte es nicht scheitern.“

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