28. Juli 2021
Glinder Zeitung

Die deutsche Sprache als Brücke

Frauen bringen Migrantinnen Online Deutsch bei - mit viel Erfolg und Geduld

Migrantinnen aus der Isolation holen: Zonta-Mitglied Heldgard Schwerdtfeger (re.) und VHS-Dozentin Barbara Sheikholeslami Foto: Klotz

Migrantinnen aus der Isolation holen: Zonta-Mitglied Heldgard Schwerdtfeger (re.) und VHS-Dozentin Barbara Sheikholeslami Foto: Klotz

AUMÜHLE In ihrem Alltags- und Freizeitverhalten unterscheiden sich geflüchtete Frauen deutlich von geflüchteten Männern. Sie verbringen ihre Zeit meist im Haushalt und mit den Kindern. Die Folge: Ihr Deutsch tendiert gen null. Daher hat der Aumühler Zonta-Club gemeinsam mit der VHS Aumühle-Wohltorf ein besonderes Projekt auf den Weg gebracht.

„Sprachbarrieren sind das größte Hindernis für erfolgreiche Integration“, sagt Helgard Schwerdtfeger. Während der Pandemie sind jedoch kaum Deutschkurse angeboten worden – schon gar nicht in einem kleinen Ort wie Aumühle. „Die Frauen sind ein wenig vergessen worden.“ Seit langem kümmert sich die ehemalige Hamburger Gymnasiallehrerin, die auch die Flüchtlingsinitiative Reinbek unterstützt, um Geflüchtete in ihrer Gemeinde. Lernt mit Kindern Deutsch, geht mit ihnen Schlitten fahren oder auf Fahrradtour. Immer mehr Frauen kamen im Rahmen des Familiennachzuges an.

„Anders als ihre Ehemänner haben sie kaum Kontakt zur deutschen Gemeinde“, stellte Helgard Schwerdtfeger fest und beschloss, Online-Deutschkurse für Migrantinnen zu organisieren. Zuerst holte sie den Zonta Club Aumühle-Sachsenwald ins Boot, der auf lokaler Ebene Frauen und Mädchen unterstützt, und sorgte so für die nötige Finanzierung. Mitglieder des Rotary Clubs Bergedorf stellten die Geräte zur Verfügung. Auch die Leiterin der Volkshochschule (VHS) Aumühle-Wohltorf, Christiane Wonnemann, war von der Initiative begeistert. Gemeinsam organisierten sie, dass 16 Frauen in die Bedienung der Geräte eingewiesen wurden.

Einige von ihnen wohnen in Aumühle, andere in Geesthacht, Reinbek oder Schwarzenbek. So überzeugten sie auch die Koordinierungsstelle für Integration und Teilhabe des Landkreises Herzogtum-Lauenburg. Die trägt nun den Löwenanteil der Kosten. Seit Mitte Juni lernen 16 Frauen online Deutsch: Syrerinnen, Iranerinnen und Russinnen, Frauen aus Eritrea, Ghana und Afghanistan. Eine Herausforderung für Barbara Sheikholeslami, die den Unterricht leitet. „Natürlich ist es nicht einfach, sie online unter einen Hut zu bringen, und dann auch noch online. Aber sie sind sehr dankbar und helfen sich gegenseitig.“

Der Kurs ist für die Frauen gratis. Ab dem zweiten Mal Fehlen müssen sie fünf Euro zahlen. Wer vier Mal unentschuldigt fernbleibt, muss den Platz freimachen. Anfragen gibt es jedenfalls genug. Es hat sich herumgesprochen, dass hier ein tatkräftiges Team dafür sorgt, dass Frauen in entlegenen Orten eine Chance auf Sprachkompetenz und Teilhabe an gesellschaftlichem Leben erhalten.

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