15. April 2020
Barsbüttel

Einkaufen statt ausschlafen

Nachbarschaftshilfe in Barsbüttel ist perfekt durchorganisiert

Jonas Hausig kennt sich inzwischen gut im Markt aus Foto: Kuhlmann

BARSBÜTTEL Morgens um 6.30 Uhr, leichter Nieselregen. Während sich viele noch einmal im Bett umdrehen, stehen vor dem Rewe-Markt bereits zwölf tatkräftige Barsbütteler startbereit, um den Einkaufswagen durch den Supermarkt zu schieben. Im Gepäck eine Einkaufsliste von Mitbürgern, die in den Zeiten der Corona-Pandemie besser nicht selber durch den Markt gehen sollten. Acht Einkäufe sind an diesem Tag zu erledigen.

Ende März hat die Familien­betreuung die Nachbarschaftshilfe an den Start gebracht, um besonders Senioren und kranken Personen den Gang in den Supermarkt zu ersparen. „Wir wussten nicht, wie viele Anfragen uns erwarten werden“, sagt Jürgen
Wendler, Vorsitzender des Vereins. Von der Telefonannahme bis zur Auslieferung der Ware – alles ist perfekt durchorganisiert. 22 Personen umfasst bereits das Team.
„Wir haben vier Telefonnummern für die Bestellannahme, ein Team, das die Einkäufe übernimmt, ein Team, das die Waren zu den Kunden bringt.“ Organisation ist für Wendler Routine. Nicht nur durch seinen Job in einem Luftfahrtunternehmen, auch sein Engagement in der Familienbetreuung erfordert eine gute Logistik.

Immer dienstags und freitags wird eingekauft, die Auftragsannahme geschieht einen Tag vorher. Die Einkäufer sind zwischen 17 und 45 Jahre alt und nicht Teil einer Risikogruppe. „Je nachdem, wie viele Einkäufe wir an dem Tag zu bewältigen haben, entscheiden wir, ob es realisierbar ist oder nicht. Wir haben keine Kühlkette, die Ware darf nicht zu lange im Auto liegen“, so Wendler.

Jonas Hausig ist einer der Einkäufer. Der 19-Jährige ist Jurastudent. Anstatt zu Hause gemütlich unter der warmen Bettdecke zu bleiben, hat er sich aufgemacht, um für diejenigen einzukaufen, die gerade Hilfe brauchen. „Wenn man helfen möchte, dann jetzt“, sagt er. Und auch die Rewe-Mitarbeiter unterstützen die Aktion, obwohl es etwas Unruhe in die Routine der Regalbefüllung bringt.
Kurz vor sieben wird es heller im Laden. Die komplette Beleuchtung wurde eingeschaltet. Für die fleißigen Helfer ein Zeichen, dass gleich der Discounter für alle Kunden öffnen wird. An der Kasse steht eine weitere Helferin, in der Hand eine Kreditkarte. Die Kosten für die Einkäufe streckt die Familienbetreuung vor. Nach dem ersten Einkauf füllen die Kunden eine Einzugsermächtigung aus.

Der Betrag wird später abgebucht. Der Bon in der Einkaufstüte ist für die Kontrolle über den abgebuchten Betrag. Anfangs habe noch Unsicherheit wegen der Einzugsermächtigung geherrscht. Leider sind in den Corona-Zeiten auch Betrüger unterwegs. „Doch wer sich unsicher ist, findet auf der Webseite der Gemeinde einen Hinweis, dass die Familienbetreuung, seriös ist“, sagt Jürgen Wendler.
Nach der Bezahlung wandern die Einkäufe in eine schicke Tüte, einige davon spendete Rewe.

Auf jeder Tüte blitzt ein Aufkleber mit dem Namen des Kunden. Gleich nach dem Einkauf werden die Waren ausgefahren und vor die Tür gestellt. Die belieferte Person wird angerufen und kann die Ware ins Haus tragen. Alles geschieht mit dem erforderlichen Abstand. „Die Menschen sind sehr dankbar, manche belohnen uns mit einer Spende“, so der Vorsitzende der Familienbetreuung.

Einkaufslisten bitte mo und do 10–12 Uhr und 14–16 Uhr aufgeben (nicht an Feiertagen), T 675 991 35 -12, -21, -22, -23, Spenden bitte an: Familienbetreuung Barsbüttel e.V.: IBAN: DE14 2135 2240 0187 2355 10, Sparkasse Holstein, Verwendungszweck: Nachbarschaftshilfe

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