30. April 2021
Geesthacht

Nachwuchs stürmt die Kindergärten

Doch überall sind die Wartelisten voll

Sie freuen sich auf die Kita am Brookdeich: Geschäftsführerin Sandra Bruch (l., 27) und die künftige Kita-Leiterin Nicole Büsching (48) erklären die Namensgebung: „Der schlaue Fuchs passt sich an seine Umgebung an, so wie wir uns eben auf die Kinder individuell einstellen wollen“ Foto: Strickstrock

Sie freuen sich auf die Kita am Brookdeich: Geschäftsführerin Sandra Bruch (l., 27) und die künftige Kita-Leiterin Nicole Büsching (48) erklären die Namensgebung: „Der schlaue Fuchs passt sich an seine Umgebung an, so wie wir uns eben auf die Kinder individuell einstellen wollen“ Foto: Strickstrock

GEESTHACHT/BERGEDORF Bald ist das Haus fertig, will die junge Familie von Farmsen in das Neubaugebiet im Geesthachter Stadtteil Besenhorst ziehen, aber einen Kita-Platz für den dreijährigen Sohn zu finden, scheint das Schwierigste am Umzug zu sein.

„In Geesthacht stehen mindestens 500 Kinder auf den Wartelisten, da gibt es kaum eine Chance auf einen Platz“, sagt die Mutter, die im Juni ihr zweites Kind erwartet – und anonym bleiben will, denn „mit ganz viel Glück kommt unser Sohn nun in Bergedorf unter“.
Auch das aber habe viel Mühe gekostet: „Oft hieß es am Telefon, es würden viele Eltern aus Geesthacht anrufen, man müsse sich ja aber vor dem Hamburger Jugendamt verantworten“, sagt die junge Mutter. Zuletzt hörte sie, die Warteliste sei schon voll mit Bergedorfer Kindern, da nehme man „bestimmt keine von außerhalb“ auf.
Man sei halt an der Landesgrenze: „Da liegen wir für die Geesthachter oft auf dem Arbeitsweg, deshalb fragen sie schon mal bei uns an“, sagt Nancy Knochenhauer-Avila, Leiterin der „Kita Schmusebacke“ am Curslacker Heerweg. „Bei uns gibt es viele Anfragen aus Geesthacht, auch aus Reinbek und Wentorf. Das liegt aber wohl an unserem Konzept“, meinen die Pädagogen der Awo-Wald-Kita an der Rothenhauschaussee. „Wir haben schon drei Geesthachter Kinder aufgenommen und fünf auf der Warteliste“, meint Tina Modler von den „Schilfparkkindern“ des IB an der Bergedorfer Autobahnausfahrt: „Allerdings brauchen wir erst mehr Personal, um weitere Kinder aufnehmen zu können.“
Grundsätzlich aber ist der Nachwuchs in einem Kindergarten nahe dem Wohnort besser aufgehoben, da lassen sich dann besser Freundschaften knüpfen, um sich auch an Wochenenden zu treffen. „Bei uns in Besenhorst gibt es 100 neue Wohneinheiten. Ich verstehe nicht, warum sich die Stadt Geesthacht nicht ein Vorkaufsrecht gesichert hat für ein Kita-Grundstück“, sagt die junge Mutter verärgert.

Auch Bergedorfs Bezirksamtsleiter Arne Dornquast meint, ein wachsendes Geesthacht müsse die Folge-Infrastruktur mitbedenken: „Die Gemeinden da draußen sind selbst dafür verantwortlich, Kita-Plätze anzubieten. Bei uns in Bergedorf ist die Situation schon angespannt genug, wir suchen dringend neue Flächen.“ Etwa ein Viertel ihrer Anmeldungen kämen aus Schleswig-Holstein, „weil Eltern da keinen Platz für ihre Kinder finden. Aber bei uns sind sie willkommen, wir schließen keinen aus“, sagt Sandra Bruch, Geschäftsführerin der neuen Kita „Foxini“ am Brookdeich 68 a. Im Juni soll Eröffnung gefeiert werden. Auf 600 Quadratmetern dürfen dann bald 135 Kinder toben. „Wir werden altershomogene Gruppen haben und hoffentlich viel Kinderlachen im Haus“, sagt Erzieherin Nicole Büsching (48), die den Kindergarten leiten wird.

Nur noch Platz für Elementarkinder

Die neue Kita startet mit zwei Krippen- und einer Elementargruppe – trotz großer Nachfrage: „Die Krippe ist schon voll bis Mitte 2022. Und für Elementarkinder sind nur noch ganz wenige Plätze frei“, sagt Sandra Bruch, die Wirtschaftspsychologie studierte, eine Ausbildung zur Erzieherin draufsattelte. Die 27-Jährige nimmt gern auch Fünf-Stunden-Gutscheine an: „Da haben wir eine Art Teilzeit-System für die Vor- und Nachmittage. So teilen sich quasi zwei Kinder einen Platz.“ Das sei gut für Eltern im Schichtdienst oder auch für die Eltern der Flüchtlingsunterkunft an der Brookkehre.

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