GESTHACHT Das Unternehmen Riftec ist Marktführer im Rührreibschweißen. Jetzt hat die Weltraumbranche das Geesthachter Unternehmen im Blick.
Groß ist das silberne Metallteil nicht, das Riftec-Geschäftsführer Axel Meyer zwischen den Fingern hält. Eine geballte Männerhand könnte es umschließen. Das kleine Stück Metall made in Geesthacht müsste im Ernstfall deutlich mehr Druck aushalten. Das Modul ist eine Art Stecker für Stellen im Gehäuse eines Satelliten, in denen Sensorik verbaut ist.
Das knapp fingerlange Stück sitzt an der Schnittstelle zwischen dem Vakuum des Weltraums und dem vakuumfreien Innenraum des Satelliten. „Und um Signale aus dem Gehäuse rauszukriegen, da machen wir quasi den Stecker“, sagt Axel Meyer. Der Satellit selbst wird von Airbus gebaut und soll der Forschung dienen.
Nicht mit bloßer Hand anfassen
Das Modul, das der Geschäftsführer vorzeigt, ist zur Anschauung in einem Büroregal bei Riftec verblieben. Die „richtigen“ Module, die verbaut werden, dürfte man nicht mit der bloßen Hand anfassen. Durch Fingerabdrücke könnte zum Beispiel Korrosion entstehen. „Die Teile müssen unglaublich sauber sein. Das geht soweit, dass die Art der Handschuhe vorgeschrieben ist, die wir verwenden sollen“, berichtet Axel Meyer.
Geliefert wurden Module „in der Größenordnung von zehn Stück“, sagt Axel Meyer. Gut bezahlt, aber noch wichtiger sei das Renommee, findet er. Der Start des Satelliten mit Inhalt aus Geesthacht mit der Ariane-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ist seit drei Jahren überfällig. „Aber die sind tiefenentspannt, was Verzögerungen betrifft“, weiß Axel Meyer.
Die spezielle Technik des Rührreibschweißens scheint dem Geesthachter Unternehmen von der Mercatorstraße noch weitere Kunden aus der Weltraumbranche zuzuführen. „Es erlaubt die spannende Verbindung verschiedener Werkstoffe“, sagt Axel Meyer. Für das Airbus-Modul war es die von Aluminium als Gehäuse mit Edelstahl. „Wir sind bekannt im Markt der Rührreibschweißer“, sagt Axel Meyer. Genauer gesagt: Riftec bezeichnet sich selbst stolz als Marktführer. „Wir sind an weiteren interessanten Projekten dran, aber das ist noch nicht spruchreif“, sagt er. Das Thema Raumfahrt sei früher sehr abgeschottet gewesen. Nun seien plötzlich ganz neue Player am Markt, die es vorher nicht gab.
Neuer Höhenflug
Das Satellitenmodul ist ein gutes Symbol für die aktuelle Situation: Riftec setzt nach einem Corona-Knick zu neuem „Höhenflug“ an. Die Auftragsbücher für die großen Bauteile sind bereits jetzt bis Ende des Jahres gefüllt, die Zahl der Mitarbeiter wächst auch wieder. Vor Corona waren es 45 Mitarbeiter, dann ging es runter bis auf dreißig, nun läuft es wieder in die andere Richtung. Das macht sich auch am Umsatz bemerkbar. „Vor Corona waren es fünf Millionen, dann sank er unter drei Millionen, jetzt arbeiten wir uns gerade wieder hoch“, sagt Axel Meyer. Rechtzeitig zum 20. Geburtstag zeigt die Kurve also wieder nach oben.