GEESTHACHT Rätsel gehen in Corona-Zeiten besonders gut, hat man beim Kelter Verlag festgestellt. Bei Mero Druck in Geesthacht werden 500.000 Kelter Romane und Rätselhefte hergestellt – pro Woche.
So ähnlich dürfte es am Hamburger Großmarkt aussehen, dort, wo die Südfrüchte lagern. Wohin das Auge auch blickt in der großen Lagerhalle von Mero Druck in Geesthacht: Überall stehen zur Überraschung des Besuchers Bananenkartons, sie nehmen fast die gesamte Fläche ein. „Für uns das beste Transportmittel“, sagt Betriebsleiter Patrick Bähr und schmunzelt. Die Kartons eignen sich von den Maßen her ideal für die Hefte des Kelterverlages, die am Standort in der Düneberger Straße gedruckt, aus- und angeliefert werden.
„Mero“ steht für „Melchert Roman“, das Verlagshaus wurde 1938 als Martin Kelter Verlagshaus in Leipzig gegründet. 1945 begann der Wiederaufbau in Hamburg durch Otto Melchert, mittlerweile hat die Enkelgeneration das Unternehmen übernommen.
Der Rätselleidenschaft hat die grassierende Pandemie nicht geschadet, hat Patrick Bähr festgestellt. Während sich die heile Welt der gedruckten Arzt-, Heimat- und Adelsromane im Umbruch befindet und die Auflage auch durch das Internet unter Druck geraten ist, sind die Rätselhefte eine heile Welt geblieben. „Unsere Rätseltitel laufen sehr stabil, unter den Corona-Bedingungen wird sogar ein leichter Anstieg verzeichnet. Die Leute können schließlich nicht 24 Stunden lang Fernsehen schauen“, vermutet Patrick Bähr.
Versuche habe es durchaus gegeben, die Rätsel den Ratenden auch digital schmackhaft zu machen, „aber die liefen online überhaupt nicht, da war der Bedarf nicht da“, sagt er. Was es Neues in Sachen Rätseln auf dem Markt geben könnte, wird im Lektorat sondiert. „Zurzeit sind aber keine Neuerungen zu erwarten. Die letzte Innovation war Sodoku“, berichtet Patrick Bähr. Das war 2006 der Hit des Jahrs. Eine digitale Neuerung haben die Rater aber doch angenommen. „Früher gab es einen großen Markt für Lösungsbücher für Kreuzworträtsel. Die sind komplett vom Internet abgelöst worden.“
500.000 Hefte verlassen wöchentlich den Betrieb in Geesthacht, die Rätseltitel nähern sich allmählich der Hälfte der Auslieferung an.
Das Flaggschiff bei den Romanen ist nach wie vor „Dr. Norden“ mit einer Auflage von 20.000 Stück, Zeitschriften wie „Mein Gewissen“ mit Schicksalsgeschichten erreichen sogar eine Auflage von 40.000 Stück.