WILHELMSBURG Weil viele Eltern in Wilhelmsburg im Schichtbetrieb arbeiten und andere Betreuungszeiten für ihre Kinder brauchen, als üblich, hat Silvia Cihak eine ganz besondere Kita eröffnet.
CHRISTOPH VON SAVIGNY
Morgens auf dem Weg ins Büro schnell das Kind zur Kita bringen und mittags wieder abholen: Was für viele Eltern aus Hamburgs besserverdienenden Vierteln die Regel ist, funktioniert im „Problemstadtteil“ Wilhelmsburg nicht. Sagt Silvia Cihak, Gründerin und Leiterin von Hamburgs womöglich einziger 24-Stunden-Kita: „Die meisten Väter und Mütter hier aus der Gegend arbeiten im Schichtbetrieb. Einige fangen schon um 6 Uhr an, andere müssen auch am Wochenende ran. Für diese Eltern reicht die übliche Betreuungszeit einfach nicht aus!“
Vor rund 12 Jahren hat Silvia Cihak – von Freunden und Kollegen kurz „Muck“ genannt – die Kita „Krümelkiste“ an der Kirchdorfer Straße aus der Taufe gehoben. Das Besondere: Neben der Kernöffnungszeit von 6 bis 18 Uhr kann man Sonderbetreuungen für die Nachtstunden und das Wochenende in Anspruch nehmen. „Bei der Sozialbehörde, die für die Vergabe der Kita-Gutscheine zuständig ist, hat das Konzept erstmal Stirnrunzeln verursacht“, berichtet die Leiterin. Gutscheine für eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung seien dort nicht bekannt, hieß es seinerzeit. Auch heute liegt der Höchstsatz für die Kita-Betreuung bei 12 Stunden pro Tag. Das bedeutet: Alles, was darüber hinausgeht, muss die „Krümelkiste“ aus eigener Kraft erwirtschaften. „Inzwischen habe ich mit der Behörde die Vereinbarung getroffen, dass wir für die Sonderzeiten immer den Höchstsatz erhalten“, so Cihak.
Derzeit hat die „Krümelkiste“ 43 Kinder, die sich auf eine Krippengruppe (bis drei Jahre), einen Elementarbereich (drei bis fünf Jahre) und die Vorschule (ab fünf Jahre) verteilen. Zum Angebot der Einrichtung gehören Kochen, Backen, Sprachförderung, spielerisches Englischlernen, Sport und Bewegung sowie Ausflüge, z. B. zum Schwimmen oder ins Museum. Das Betreuerteam umfasst 14 Mitarbeiter plus in der Regel zwei bis drei Praktikanten. Der Einzugsbereich reicht bis Lübeck, Tostedt und Buchholz – der überwiegende Teil der Eltern lebt jedoch in Wilhelmsburg.