14. Juli 2023
Rissen

Milchbauernhof wird eine Pferdepension

Der Moorhof in Klövensteen ist jetzt Geschichte

Breuer

Der neue Moorhofbesitzer Lars-Oliver Breuer vor seinem neuen Anwesen Foto: Jörg Marwedel

RISSEN Der neue Besitzer des Moorhofes im Klövensteen, Lars-Oliver Breuer, hatte sich den Tag turbulenter vorgestellt.

Vielleicht eine Demo, Abgeordnete der Linken und mehr Presse hatte er erwartet, wenn der Gerichtsvollzieher samt zwei Polizeiwagen darüber gewacht hätte, wie der alte Pächter Hauke Jaacks seine 300 Milchkühe in Viehwagen abtransportieren würde.

Doch als die Staatsvertreter am Montag um 8.30 Uhr anrückten, war der 16 Hektar große Hof und das Familienhaus schon leer und keine Demonstranten in Sicht. Jaacks hatte die Kühe schon am Wochenende verfrachten lassen, einen Teil wohl nach Waldenau, einige soll er nach Holland verkauft haben. Und jene Kühe, die wegen ihrer Trächtigkeit nicht transportfähig waren, hat er vorübergehend auf einer Weide nahe des Moorhofes untergebracht.

Damit ist der Streit, der seit fast vier Jahren nicht nur Politik und Gerichte beschäftigt, aber nur zum Teil abgeschlossen. Weitere Klagen stehen an. Vor allem jene des Ehepaares Lars und Melanie Breuer auf Schadensersatz. Die Herauszögerung des Auszugs des Milchbauers nach dem Verkauf des Moorhofes im September 2019, habe die Breuers „mindestens eine Million Euro gekostet“, sagen die neuen Besitzer, die hier nun eine Pferdepension aufbauen wollen. Insbesondere wegen der inzwischen erheblich gestiegenen Zinsen und der deutlich teurer gewordenen Baukosten.

„Bauern vor Investoren“

Im Mai 2022 hatte der Gerichtsvollzieher noch unverrichteter Dinge wieder abziehen müssen, weil in dem Gerichtsbeschluss nicht das Miteigentum von Jaacks Frau Swantje berücksichtigt war. Dabei hatten die Breuers dem alten Pächter 2019 immerhin mehr als zwei Jahre Zeit zum Auszug zugestanden. Aber dieser kämpfte mit allen Mitteln um seinen Verbleib.

Die Debatte wurde zur politischen. Besonders die Partei Die Linke schloss sich Jaacks Argumentation an, eine Pferdepension habe nichts mit Landwirtschaft zu tun und habe deshalb kein Recht, einen Milchbauernhof zu vertreiben. Mehr als 180.000 Personen unterschrieben eine Petition für den Verbleib von Jaacks, der einmal sogar mit der Jersey-Kuh Savira vor das Hamburger Rathaus zog mit einem Plakat, auf dem stand: „Bauern vor Investoren“.

Doch die Wirtschaftsbehörde hatte Grünes Licht für den Verkauf gegeben, Jaacks Klagen vor dem Verwaltungsgericht wurden abgewiesen. Er habe „bis zuletzt auf ein Wunder gehofft“, schrieb Hauke Jaacks jetzt, künftig komme für Hamburg keine Milch mehr aus dem Klövensteen. 19 Jahre hat er ungefähr 10 Prozent des Bedarfs in der Hansestadt abgedeckt. Ein User auf seiner Facebookseite kommentierte, jetzt werde „Platz gemacht, damit sich außerlandwirtschaftliche Menschen ihren Traum erfüllen“.

Der Traum der Breuers, die drei Kinder und fünf eigene Pferde haben, ist es, künftig 45 Stellplätze mit geräumigen Boxen und kleinen Ausläufen einzurichten. Man werde als erstes „die Weiden herrichten“, sagt Lars Breuer. Wie viel man sich von den alten Plänen noch leisten könne, werde sich zeigen. Zwei Jahre wird es bestimmt noch dauern, schätzt er, bis der Traum vollendet ist. Wie es mit dem Milchbauern Jaacks weitergeht, der um seine Existenz bangt, ist dagegen noch offen.

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