OTHMARSCHEN Der Todestag von Siegfried Lenz jährt sich am 7. Oktober zum neunten Mal. Das Haus in der Preußerstraße in Othmarschen, in dem Lenz viele Jahre wohnte, ist längst einem Neubau gewichen. Nicht mal eine Straße erinnert noch an den berühmten Schriftsteller und Ehrenbürger Hamburgs.
Doch Christoph Beilfuß vom Archiv-Verein Flottbek-Othmarschen will sich damit nicht zufrieden geben. Er findet, dass die Preußerstraße, die auf den Unteroffizier Ludwig Theodor Preußer zurück geht, der im Schleswig-Holstein Krieg 1849 eine Rolle spielte, auch Siegfried-Lenz-Straße heißen könnte. Und das, obwohl er selbst in der Preußerstraße wohnt und eine Umbenennung viel Bürokratie mit sich brächte.
2016 scheiterte ein Versuch des Bürgervereins Flottbek-Othmarschen, das Thema auf die Tagesordnung der Politik zu setzen. Auch das Gymnasium Othmarschen lehnte es angeblich ab, sich mit dem Autor der „Deutschstunde“, die ja in vielen Klassen gelesen wurde, zu schmücken. Und der Senat ließ prüfen, ob Siegfried Lenz als Jugendlicher eine zu große Nähe zur Nazi-Herrschaft hatte. Das Gutachten ging so aus, dass Lenz sich in der Nachkriegszeit sehr deutlich von dieser Ideologie distanziert hat, also politische Gründe gegen eine Namensgebung gab es nicht mehr.
Auch seine Freundschaft zum Bundeskanzler Helmut Schmidt und sein Einsatz im Wahlkampf für die SPD sprachen für Lenz. Anders als beim Schriftsteller Gustav Frenssen, der ein Vertreter des völkischen Nationalismus war. Deshalb wurde die Frenssen-Straße in Blankenese 1986 in Anne-Frank-Straße umbenannt. Oder beim Arzt Georg Bonne, der wegen seiner antisemitischen Positonen 1996/97 seine Straße nahe der Elbchaussee verlor, die nun Am Internationalen Gerichtshof und Christian.F.-Hansen-Straße heißt. Um das Thema wieder auf die Tagesordnung zu setzen, müsste aber die Bezirksversammlung Altona eine Mehrheit für diesen Vorschlag zusammenbringen.
Dann könnte sich die Senatskommission, die zweimal im Jahr über Namensgebungen entscheidet, sich damit beschäftigen. Zumindest in der FDP-Fraktion Altona gibt es dafür viel Wohlwollen. Der Stellvertretende Vorsitzende Wolf-Achim Wiegand würde es „befürworten, dass der weltweit bekannte Schriftsteller eine solche Ehrung bekommt“. Frank Heuck, der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung in Altona, sagt: „Wir werden uns des Themas annehmen.“ Allerdings sieht er großen Widerstand der Anwohner für die Umbenennung der Preußerstraße voraus. Sein Vorschlag: es gebe ja auch neue Straßen, da wäre ein fraktionsübergreifender Beschluss einfacher durchzusetzen.