BLANKENESE Als Benjamin Harders sich im Mai für eine Fortsetzung seiner Amtszeit als Vorsitzender des Blankeneser Bürgervereins (das war er seit November 2018) zur Wahl stellte, hatte er kaum mit diesem Gegenwind gerechnet.
Als Konkurrent trat Stefan Bick, 66, auf, und das Resultat war eindeutig: Mit 61:17 Stimmen wurde der Wirtschaftsingenieur abgewählt. Dass der in Blankenese aufgewachsene Arzt einen solchen Rückenwind erhielt, hat viel damit zu tun, dass Harders auch Abgeordneter der Grünen in der Altonaer Bezirksversammlung ist.
Und mit der Lokalpolitik der derzeit mächtigsten Fraktion im Hamburger Westen haben die Blankeneser so ihre Probleme.
„Klientel-Politik“
Das Ergebnis hatte, so Bick, auch damit zu tun, dass Harders „eine Klientel-Politik für die Grünen“ gemacht habe. Zudem wurde ihm eine „schlechte Kommunikation“ vorgeworfen. Manches habe er lieber „im Alleingang durchgezogen“, sagt der Nachfolger. Bick, der schon einmal von 1999 bis 2000 Vorsitzender des Bürgervereins war, will mit dem Verein nun wieder eine „Bürgerstimme“ sein und keine Politik „nur für das Fahrrad, aber gegen die Autos machen“.
Der Arzt, der sich als „politisch neutral“ bezeichnet, will etwa dem für viele Millionen Euro erneuerten Marktplatz zu deutlich mehr Leben verhelfen. Wie Oliver Diezmann von der Blankeneser Interessengemeinschaft will er mit der Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) über die Bedingungen für Veranstaltungen verhandeln, denn bisher hat man den Eindruck, die Behörde würde manches Event dort verhindern.
Zum Beispiel will er über den Flohmarkt des Bürgervereins auf dem Marktplatz vergangenen Sonntag debattieren. Der sollte eine Platzmiete zwischen 1100 und 1700 Euro kosten. Und das, „obwohl es keine gewinnorientierte Veranstaltung war, sogar Spendengelder gesammelt wurden“, wie Bick feststellt. Auch der Stromanschluss direkt neben der Bühne dient bisher nur dem Marktbetrieb. Für andere Ereignisse ist er bisher gesperrt. Bezirkssprecher Mike Schlink sagte immerhin, die Bereitstellung an Dritte werde derzeit rechtlich geprüft.
Bürgerverein soll wachsen
Bick ist auch entsetzt, dass das Bezirksamt selbst für kleine Veranstaltungen Lärmschutzgutachten fordert.
Und die Behörde auch für andere Details immer neue Nachweise fordere. Der neue Vorsitzende, der über sich sagt, er verfüge über ein „Netzwerk und Diplomatie“, will auch gegen verschmutzte Fahrbahnen und den Abriss der Flüchtlingshäuser am Björnsonweg kämpfen. Die Häuser seien erst sieben Jahre alt. „Rausgeschmissenes Geld, wenn man bedenkt, dass die Stadt Hamburg 6500 Zimmer für Geflüchtete gemietet hat, was jährlich 160 Millionen Euro kostet“, sagt Bick.
Dass sich der Einsatz Einzelner lohnt, hat er mehrfach erfahren. So habe die Initiative der Architektin Jutta von Tagen die Handwerkshäuser an der Blankeneser Bahnhofstraße gerettet.
Das Engagement von Monika Lühmann habe dafür gesorgt, dass das Restaurant auf dem Süllberg doch nicht abgerissen, sondern saniert wurde. Und auch Bick selbst hat einmal eine Menge verdreckter Straßenschilder selbst gereinigt. Am Ende, so seine Erzählung, habe die Stadt zwei Millionen Euro für die Säuberung zur Verfügung gestellt.
Bick ist sicher, dass der Bürgerverein bald wieder mehr als 400 Mitglieder hat. Die Kurzbilanz der ersten Wochen im neuen Amt beschreibt er so: „Es treten neue Leute ein.“