17. Februar 2023
Elbe Wochenblatt Eimsbüttel

Erfolgsstory oder Mogelpackung?

Dirk Andresen

EIMSBÜTTEL Das Thema Parken spaltet seit Monaten den Stadtteil und ganz Hamburg: Allein um die Eimsbütteler Osterstraße wurden in letzter Zeit fünf neue, umstrittene Anwohnerparkzonen eingerichtet.

Das heißt: Bewohner der Zonen können für 65 Euro jährlich dort parken. Wer nicht dort lebt, zahlt am Parkscheinautomaten tagsüber drei Euro die Stunde. Maximal-Parkdauer: drei Stunden. Begeistert sind in der Regel die Leute, die in der Zone leben – weil sie jetzt einfacher Parkplätze finden. Empört dafür diejenigen, die mit dem Auto zur Arbeit fahren und dort während der Arbeitszeit dauernd neue Parktickets nachlösen müssen. Die federführende Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) jedenfalls feiert aktuell das neue Parksystem. Aber: Ist dies wirklich eine Erfolgsstory – oder eher eine Mogelpackung?

Ärger und Resignation

Laut einer von der Behörde initiierten neuen Bewertungsstudie ist jedenfalls ausgerechnet Eimsbüttel (Schlump) der große Gewinner des Anwohnerparkens. Hier wirke sich am deutlichsten von allen evaluierten Zonen dessen Einführung aus. Die Parkraum-Auslastung sank tagsüber von durchschnittlich 103 % vor Einführung des Bewohnerparkens auf nur noch 88% nach der Einführung zum 5. Juli 2021. In der 24-Stundenbetrachtung sank die Auslastung demnach von 104% auf 90%.

Der so neu gewonnen Parkraum soll laut Behörde ab sofort zumindest teils Handwerksbetrieben und Schichtarbeitenden zu Gute kommen. Handwerksbetriebe könnten jetzt Ausnahmegenehmigungen für betriebsnotwendige Werkstatt- und Montagefahrten, Notfalldienste und Parken am Betriebssitz erhalten. Ebenso wie Schichtarbeitende, die spätestens um 6.00 Uhr mit der Arbeit beginnen und zuvor keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen können.

Die Handwerkskammer Hamburg allerdings ist mit dem frisch offerierten Angebot keineswegs happy, sondern kritisiert weiter scharf die Benachteiligungen. Pressesprecherin Christiane Engelhardt zum Elbe-Wochenblatt: „Viele Betriebe melden uns, dass sie auch aktuell wegen der hohen Hürden für eine Genehmigung und den hohen Kosten bei einer Ablehnung erst gar keine Anträge stellen, sie nehmen lieber Bußgelder in Kauf. Wir erleben bei dem Thema aktuell eine Menge Verärgerung und Resignation.“

Kaum zu glauben: Selbst die Polizei kämpft jetzt in Hamburg gegen das Anwohnerparken, fordert ebenfalls Ausnahmen für Schichtdienst leistende Polizisten: Die Junge Gruppe der Gewerkschaft der Polizei Hamburg (GdP) auf der Plattform change.org: „Die Kosten der Kollegen für Tagestickets übersteigen oft die Zahlungen für den Schichtdienst. Das ist staatlich organisierter Lohnklau.“

Wer in so
ausgeschilderten
Parkraumzonen
unberechtigt sein
Auto abstellt,
muss mit deutlichen
Zusatzkosten rechnen

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