EIMSBÜTTEL Die böse Überraschung ist regelrecht in Stein gemeißelt. Seit einigen Wochen haben die Bewohner des gepflegten Mietshauses am Hellkamp in Eimsbüttel einen neuen Vorgarten.
Allerdings nicht mit Rasen und Insekten anlockenden Blumen und Pflanzen, sondern mit grobem Schotter und Pflastersteinen, eingerahmt von einem ziemlich unromantischen, eineinhalb Meter hohen Gitterzaun. Brisant: Solche „Gärten“ sind in Hamburg seit Jahren bauamtlich verboten.
Erschwerend kommt hinzu, dass im Erdgeschoss des Hauses die Kita „Bollerwagen e.V.“ ihre Räumlichkeiten hat. Deren Kids schauen jetzt statt auf eine grüne Wiese auf einen „Garten des Grauens“, wie eine Sprecherin der Umweltbehörde diese Steinwüsten bezeichnete. Ähnlich drastisches Vokabular benutzen Anwohner, um ihrer Missbilligung Ausdruck zu verleihen. Elbe-Wochenblatt-Leser Karl-Heintz Letz berichtet: „Diese Anlage hat den Charme eines Gefängnishofes.“ Er habe bereits beobachtet, „dass Kinder versuchen, mit dem Bemalen einiger Schottersteine den düsteren Eindruck zumindest ein bisschen zu verändern.“ Letz: „Solche Gebilde verschandeln doch das ganze Straßen- und Stadtteilbild.“ Er jedenfalls habe auch als nicht unmittelbar Betroffener ein Interesse daran, dass solche Flächen wieder verschwinden und werde gegenüber der zuständigen Behörde entsprechend aktiv werden.
Nur, wer hat dieses Ärgernis eigentlich zu verantworten? Die zuständige Hausverwaltung lehnt jegliche Verantwortung ab, erklärt auf entsprechende Nachfrage des Elbe-Wochenblattes: „Veranlasst wurde diese Maßnahme durch die Vermieterin.“ Diese, eine Frau W., äußerte sich bisher nicht offiziell zum unerfreulichen Thema.
Dafür zeigt das Bezirksamt Eimsbüttel ziemlich
klare Kante, erklärt über ihren Pressesprecher Kay Becker: „Dazu liegt uns bereits eine Beschwerde vor und unsere Bauaufsicht prüft den Fall. Unabhängig vom konkreten Fall ist es grundsätzlich so, dass nach Rechtsgrundlage §9 der Hamburgischen Bauordnung unbebaute Flächen und Vorgärten durch Bepflanzung gärtnerisch zu gestalten sind… – bei einem möglichen Verstoß leiten wir ein Verfahren zur Herstellung ordnungsgemäßer Zustände ein.“
Ein zentraler Grund dafür: Deutschlands Umweltminister fordern schon länger und eindringlich mehr Lebensraum für Insekten, gerade in Privat- und Vorgärten sei eine sehr beunruhigende Entwicklung zu beobachten: „Arten- und blütenreiche Gärten verschwinden auf Kosten steriler und insektenfeindlicher Stein- und Schottergärten.“
Und was passiert jetzt am Hellkamp? Greift das Amt dort tatsächlich rigoros ein? Das ist möglicherweise gar nicht mehr nötig, denn inzwischen will die Hausbesitzerin – die für den umstrittenen Schottergarten angeblich um die 20.000 Euro bezahlt haben soll – offenbar einlenken. Mehreren Betroffenen soll inoffiziell bereits versichert worden sein, dass das steinige Schottergebilde schon bald zum gewünschten grünen Garten umgestaltet werde.
