EIMSBÜTTEL Die Zukunft des Karstadt-Hauses an der Osterstraße ist vorerst gesichert. Der Standort bleibt bestehen – ebenso im AEZ und an der Mönckebergstraße. Die Karstadt-Häuser in Wandsbek und Harburg hingegen werden zum 30. Juni geschlossen. 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden entlassen.
Galeria Karstadt Kaufhof hat das Aus für 52 der noch verbliebenen 129 Warenhäuser mit 17.400 Beschäftigten besiegelt. Mehr als 5000 Menschen droht die Kündigung. Mit Wandsbek und Harburg werden nun zwei weitere der noch fünf verbliebenen Galeria-Standorte in Hamburg schließen. 180 Beschäftigte sind betroffen.
Die Warenhauskette taumelt seit Jahren von einer Krise in die nächste. Zuletzt hatten die behördlichen Auflagen in der Corona-Krise das Geschäft belastet, der Konzern griff nach Staatshilfen. Dann litten die Filialen an der Zurückhaltung
der Verbraucher nach dem russischen Angriff auf die Ukraine.
Die Warenhauskette gehört der milliardenschweren Signa-Holding des österreichischen Investors Rene Benko, der Karstadt und Kaufhof zusammengeführt hatte. Vor zwei Jahren hatte Galeria Karstadt Kaufhof bereits im damaligen Insolvenzverfahren gut 40 von damals 172 Filialen geschlossen, wobei rund 5000 Mitarbeiter ihre Stellen verloren.
Drei Hamburger Standorte bleiben
Die fünf Hamburger Häuser hatten dieses erste Insolvenzverfahren noch überstanden – auch weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Zugeständnissen bereit waren. Im vorigen November dann beantragte der Warenhauskonzern ein weiteres Insolvenzverfahren in Eigenregie. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begann erneut eine extrem belastende Zeit der Ungewissheit. Branchenkenner gingen davon aus, dass in Hamburg nur noch eine Filiale erhalten bleiben sollte – das „Flaggschiff“ in der Mönckebergstraße.
Anfang dieser Woche gab der Warenhauskonzern nun bekannt, auch an den Karstadt-Häuser Osterstraße und AEZ Poppenbüttel festhalten zu wollen. Während sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dort Erleichterung breit machen dürfte, herrscht bei Karstadt in Wandsbek und Harburg Wut, Fassungslosigkeit und Enttäuschung.
Plan- und fantasielos agiert
„Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen“, kündigte Heike Lattekamp, stellvertretende ver.di-Landesleiterin und Fachbereichsleiterin Handel an. „Diese erneute Schließungswelle ist schlussendlich das Ergebnis einer Konzernspitze, die plan- und phantasielos agiert. Die Beschäftigten verzichten seit mehr als zehn Jahren immer wieder auf große Teile ihres Gehalts, um ihren Beitrag zum Erhalt der Arbeitsplätze zu leisten.“
Erst 2020 hatte ver.di nach der Fusion von Galeria mit Karstadt mit der Unterstützung der Politik die schon beschlossene Schließung von Wandsbek verhindern können. Die Beschäftigten verzichten seitdem auf 5500 Euro Gehalt pro Person und Jahr. Das entspricht zwei Monatsgehältern. Im Gegenzug ist ihnen der Weiterbetrieb ihres Standortes bis mindestens 30. April 2024 zugesagt worden. „An diesen Vertrag wird sich das Management halten müssen“, so Lattekamp weiter.