STELLINGEN Was für Hamburgs Schüler Freiheit ist, wollte die Schulbehörde jetzt mit dem Fotowettbewerb „Freiheit.Sucht. Motiv“ wissen. Heraus kamen wirklich beeindruckende, teils tief bewegende Fotos mit ebensolchen Erläuterungen der jungen Fotokünstler.
Was für ein großes Wort: Freiheit! Aber was ist Freiheit eigentlich? Wann ist man frei? Was bedeutet Freiheit für den Einzelnen? Für die einen ist Freiheit, in einem demokratischen Staat ohne Angst vor Unterdrückung und Verfolgung zu leben. Für andere, frei zu sein vom täglichen Stress in unserer Leistungsgesellschaft. Und für wieder andere, frei zu sein von Depressionen, Ängsten und Einsamkeit.
Die Bilanz des Wettbewerbs: 549 Schüler und Schülerinnen von 46 Schulen in der Stadt reichten insgesamt 633 Bilder zum Thema Freiheit ein, 70 davon wurden von einer Jury aus Profifotografen, Künstlern und Fachlehrern jetzt ausgewählt und prämiert. Das große Finale des Wettbewerbes findet am Mittwoch (10.5., 16 Uhr) auf Kampnagel statt, dort werden die 70 ausgezeichneten Fotos auf riesigen Bannern an der Nordfassade präsentiert und von den jungen Künstlern vorgestellt. Zusätzlich werden die 70 Bilder im Herbst dieses Jahres im Museum für Kunst und Gewerbe sowie im Februar 2024 im Ernst Deutsch Theater ausgestellt.
Cläre Bordes von der Stadtteilschule Stellingen, die Projektleiterin des Wettbewerbes: „Es ist wirklich erstaunlich und sehr erfreulich, welch tiefgründige, beeindruckende und professionelle Bilder uns präsentiert wurden.“
Nahezu perfekt stellvertretend dafür steht das Siegerfoto mit dem Titel „Glatze zeigen“ der 16-Jährigen Nina Windelband vom Gymnasium Alstertal. Es zeigt die Schülerin selbst mit einer Glatze vor einem farblich warm und kunstvoll ausgeleuchteten Hintergrund – und ist nichts anderes als Ästhetik, Mut und Schönheit.
Wirklich verstehen und bewerten kann man es trotzdem erst nach der Lektüre der von Nina dazu gelieferten Erläuterung.
Ein Auszug: „Frei fühle ich mich, wenn ich mich nicht verstecken muss. Ich habe Alopecia Areta, das ist eine Autoimmunkrankheit, bei der mir die Haare ausfallen. Das hat mich lange belastet. Ich habe mich versteckt. In dem Bild zeige ich mich so, wie ich bin, ganz offen und frei. Das Licht wirkt romantisierend. Es ist mir sehr wichtig, dass das Bild schön und ansprechend ist.
Dadurch, dass ich meine Krankheit so präsentiere, zeige ich, dass Betroffene trotz der Krankheit schön und ästhetisch sind und die Freiheit haben, so zu sein, wie sie sind.“ Cläre Bordes: „Die künstlerisch-fotografisch faszinierende Umsetzung und Ninas Mut und Courage sind einfach unglaublich. Die Wahl dieses Bildes als Siegerfoto fiel in der Jury einstimmig aus.“
Überhaupt sei das Niveau des Wettbewerbes, der im zehnten Jahr stattfindet und dessen zentrale Themen zuvor Begriffe wie Reichtum, Protest, Spiel, Plastik und Vision waren, kontinuierlich gestiegen. Bordes: „Und die Beteiligung ebenfalls. Jeder der mitmacht, ist doch eigentlich schon ein Sieger. Wir laden alle Interessierten jedenfalls herzlich ein, die Bilder und ihre Fotografen auf Kampnagel mit uns zu feiern.“
