EIDELSTEDT Das ist doch mal ein Statement: Hunderte Eidelstedter Schüler und ihre Lehrer organisieren und engagieren sich im Kampf gegen Rassismus, Diskriminierung, Intoleranz und Hass an ihren Schulen.
Mit großer Mehrheit – fast 80 Prozent von gut 900 möglichen Stimmen – votierten die Schüler und Auszubildenden der kooperierenden Beruflichen Schule Eidelstedt und des Berufsbildungswerkes Hamburg (beide ansässig in der Reichsbahnstraße) dafür, dem Aktionsbündnis und Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ beizutreten. Jetzt wurde dies mit einem Festakt und der Verleihung des entsprechenden Siegels endgültig festgezurrt.
Netzwerk wurde 1992 gegründet
Aber was steckt genau hinter diesem bundesweit größten Netzwerk an Schulen überhaupt? Gegründet wurde der Trägerverein 1992 von Bürgerinitiativen, Menschenrechtsgruppen und Vereinen als Antwort auf die damaligen, brutalen und rassistischen Anschläge in Mölln, Solingen, Hoyerswerda und Rostock, bei denen viele Menschen getötet und teils schwer verletzt wurden. Gefördert wird das Bündnis unter anderem vom Bundesfamilienministerium und der Bundeszentrale für politische Bildung.
Insgesamt rund 4000 Schulen mit mehr als zwei Millionen Schülern des Netzwerkes kämpfen inzwischen für eine „freie Welt, in der nachhaltig die Gleichwertigkeit aller Menschen gelebt werden soll und die frei von jeglicher Form der Diskriminierung ist.“ Wie ernst es den neuen Mitstreitern aus Eidelstedt mit ihrem Projekt ist, zeigte sich beim kleinen Festakt in der Reichsbahnstraße eindrucksvoll.
Als Paten für ihr Vorhaben hatten sich die Schüler den für den Hamburger Rollstuhlbasketball-Bundesligisten BC Basquets spielenden Iraner Alireza Ahmadi ausgesucht. Eine genauso bemerkenswerte wie gute Wahl. Der vielfache Nationalspieler, der lange in etlichen europäischen Topligen aktiv war, mahnt: „Den ersten schlimmen Fall von Rassismus erlebte ich persönlich, als wir mit dem Iran bei den Paralympics 2008 gegen Israel antreten sollten, es aber aus ideologischen Gründen nicht durften.
Rassismus ist wie ein Geschwür, wie ein Virus. Wenn wir es nicht bekämpfen, wird es uns selbst von innen zerstören. Seid couragiert, hört zu, diskutiert, seid tolerant und zeigt Verständnis für andere und andersdenkende Menschen. Denn alles andere führt zu Rassismus und Ausgrenzung.“ Eine klare Botschaft an die Berufsschüler und Auszubildenden hatte auch Christoph Berens, Hamburgs Landeskoordinator des Netzwerkes: „Ihr seid die 61. und 62. Hamburger Bildungseinrichtungen, die uns beitreten. Ich höre schon manchmal an anderen Schulen, dass dort zwar unser Siegel an der Eingangstür hängt, aber gegen Rassismus trotzdem nicht genug passiert. Ich sage euch dazu: Ihr habt uns jetzt an der Backe – und wir haben einen Deal: Wenn ihr Rassismus erlebt, wollen wir, dass ihr dagegen aufsteht, laut werdet und dazwischen geht. Schule ohne Rassismus bedeutet viel mehr als nur unser Schild am Schuleingang.“