18. Mai 2023
Hamburg-West

Ein Dach über dem Kopf für Obdachlose

Verein Straßenblues sucht Wohnungen

Während der Pandemie brachte der Verein über hundert Obdachlose in Hostels wie dem Bedpark Hostel in Altona für sechs Monate unter Foto: David Diwiak, StrassenBlues e.V.

HAMBURG-WEST Wer schon einmal auf der Suche nach einer Wohnung war, weiß – sie sind schwer zu finden und oft unerschwinglich und damit unerreichbar. Dass es für Menschen, die obdachlos sind, erst recht unmöglich ist, aus eigener Kraft ein Dach über dem Kopf zu finden, weiß auch Nikolas Migut.

Der Journalist und Filmemacher möchte die Menschen von der Straße holen, ihnen Wohnungen, Begegnungen und Arbeitsplätze vermitteln. 2016 gründete der Hamburger daher den Verein „StrassenBlues“. „Aktuell möchten wir ab diesem Monat in den kommenden drei Jahren 20 obdachlose Menschen in Mietwohnungen, im Untermietvertrag, bringen“, erzählt der 45-Jährige über das neue Vereinsprojekt namens „Homes for Homeless“. „Wir freuen uns, wenn uns ganz viele Vermieterinnen und Vermieter kontaktieren und Wohnungen anbieten.“

Die Idee dahinter: Menschen, die, und das ist das Neue, noch keine Sozialleistungen beziehen, zu einer Wohnung verhelfen, bei der diese für 12 Monate Untermieter sind, der Verein „StrassenBlues“ der Hauptmieter. „Während dieser Zeit wollen wir es schaffen, die hilfsbedürftigen Menschen in Bürgergeld oder Erwerbsarbeit zu bringen“, so Visionär Migut. Geht der Gedanke auf, sollten die Frauen und Männer dann in der Lage sein, die Kosten für die Miete selbst aufzubringen und selbst Mieter sein.

Spenden machen es möglich

Finanziert werden die Projekte des Vereins, der während der Pandemie auch schon über hundert Obdachlose jeweils für ein halbes Jahr in Hostels unterbringen konnte, durch Spenden. Das Wohnprojekt „Homes for Homeless“, bei dem auch EU-Bürger aufgenommen werden können, die eigentlich in Deutschland keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben, wird für drei Jahre von der Deutschen Fernsehlotterie gefördert. Es orientiert sich an dem aus den USA stammendem Prinzip des „Housing First“, das es in Hamburg als von der Stadt gefördertes Projekt bereits gibt. „Voraussetzung hier ist aber, in Gegensatz zu unserem Projekt, dass die Menschen bereits Sozialleistungen beziehen müssen, um aufgenommen zu werden“, erklärt Migut.

Der 45-Jährige hat für seine Vision die „Herausforderung Armut“, wie er es nennt, zu besiegen, seinen Job als Filmemacher und Journalist an den Nagel gehängt. Er arbeitet jetzt mit seinem Team aus Haupt- und Ehrenamtlern dafür, dass die Menschen auf der Straße nicht nur gesehen werden, sondern dass die Gesellschaft ihnen auf Augenhöhe und mit Respekt begegnet. „Es gibt für meine Arbeit mehr Verständnis in meinem Umfeld, da ich praktisch aufzeige, was es für Lösungen für Probleme hinsichtlich Obdachlosigkeit gibt“, so der Vereinsgründer. „Und dass diese Menschen auch Talente haben – wie etwa Dichten, Fotografieren oder Singen.“

www.strassenblues.de

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