25. März 2023
Hamburg-West

Der Mann, der „Dat Hörblatt“ erfand

Gerd Feldhusen und seine Zeitung für Blinde und Sehbehinderte

Der frühere Kripobeamte Gerd Feldhusen baute nach seiner Pensionierung die Hamburger Blinden- und Sehbehinderten-Zeitung „Dat Hörblatt“ auf Foto: dja

HAMBURG-WEST Rumsitzen oder gar die Hände in den Schoß legen sind seine Sache nicht. Und Plattdeutsch war schon immer sein Ding. So kam es dann, dass der frühere Kripobeamte Gerd Feldhusen aus Eidelstedt nach seiner Pensionierung 2008 und der Lektüre eines Artikels über Hörzeitungen kurzerhand „Dat Hörblatt“, Deutschlands erste Hörzeitung für Blinde und Sehbehinderte in hochdeutscher und plattdeutscher Sprache, gründete.

Ein Volltreffer: Viele Stamm-„Hörer“ aus Deutschland und aller Welt – und natürlich das Elbe Wochenblatt – gratulieren jetzt zum 15. Jubiläum dieses bemerkenswerten Projektes. „Ich suchte damals nach einer sinnvollen Tätigkeit“, erinnert sich der inzwischen 83-jährige Feldhusen an die Anfänge, „und mir schien, dass Menschen, die gar nicht oder nur schlecht sehen können, Geschichten und Informationen auf diese Weise zugänglich zu machen, ziemlich sinnvoll ist.“
Also legte er los, absolvierte zunächst eine entsprechende journalistische Ausbildung bei einer Hörzeitung in Nordrhein-Westfalen.

Dort begeisterte der Hamburger seine Kollegen auch schon mal mit plattdeutschen Döntjes und Liedern, sein Ausbilder riet ihm, auch seine Storys in Plattdeutsch und Hochdeutsch zu veröffentlichen. Eine gute Idee, die weit über Hamburgs Grenzen hinaus Früchte tragen sollte. Feldhusen: „Etliche Plattfans aus Deutschland und aller Welt – meistens weggezogene Hamburger – haben unsere Hörzeitung schon bestellt, aus Bayern, Spanien, der Ukraine und sogar den USA.“

Aber wie produziert man eine Zeitung zum hören? „Ich suche mir meine Geschichten überall, auf dem Wochenmarkt in Eidelstedt, dem Hamburger Dom, in Cafés – und ich interviewe einfach Menschen, die mich interessieren.“ Seine Geschichten schreibt er dann zunächst auf, nimmt sie anschließend auf und überspielt sie dann auf CDs, die an die Hörer verschickt werden. Die Themen von Dat Hörblatt sind vielfältig – nur Politik wird ausgeklammert, „davon verstehe ich nicht genug.“

2018 hat Feldhusen seinem Mitstreiter Marco Höster aus Rostock die Chefrolle in Redaktion, Organisation und Vertrieb übertragen. „Ich habe ihn ausgebildet, ein guter Junge, der das toll macht.“ Der wackere Oldie selbst aber zieht auch weiter los, um Geschichten zu finden und seinen Hörern zu erzählen. Mok weeter so Gerd, deese Lüd bruken di!

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