18. Februar 2023
Elbe Wochenblatt Altona

Ein Original aus Altona

Christopher v. Savigny

BAHRENFELD 40 Quadratmeter: Nicht gerade viel, aber dennoch ausreichend. Vor rund zweieinhalb hat Karsten Schnoor eine neue Bleibe für seine Gitarrenbauerwerkstatt gefunden – in einem Hinterhof am Bahrenfelder Steindamm, gegenüber einer Autowerkstatt.

„Als Gewerbetreibender hat man es sehr schwer, in Altona geeignete Räume zu finden“, resümiert der 67-Jährige. Vor allem kleine, einigermaßen bezahlbare Werkstätten seien ein Problem.

Mit Karsten Schnoor ist der Stadtteil auf jeden Fall um ein Original reicher gewor-den. Der Ur-Altonaer, der als Junge die Schule am Trenknerweg besuchte, später Musiker wurde und erst als Gitarrenbauer seine eigent-liche Bestimmung fand, hat ein kunterbuntes Leben hin-ter sich. „Zu meinem sechsten Geburtstag schenkten mir meine Eltern ein Akkordeon – dabei hatte ich mir eine Gitarre gewünscht“, erinnert sich Schnoor. Obwohl der Akkordeon-Unterricht wenig Spaß machte, trug er reichlich Früchte. Schließlich trat der junge Mann sogar bei Schülerkonzerten in der Hamburger Musikhalle auf – wenn auch mit gespaltenen Gefühlen. „Ich fühlte mich als Aushängeschild für die Musikschule verheizt“, sagt Schnoor.

Über Muddy Waters, Big Mama Thornton und Willy Dixon, den „King of the Delta Blues“, findet Schnoor den Weg zum Blues, später auch zu Folk und Jazz. Mit 13 Jahren lernt er Banjo, mit 20 Gitarre. Die Anfänge – oft mühsam, und stets „Learning by Doing“. „Ich habe mich mit meinem viersaitigen Banjo vor den Lautsprecher gesetzt und versucht, Pete Seeger nachzuspielen. Bis ich gemerkt habe, dass es einfach nicht ging. Weil ein richtiges Banjo eben fünf Saiten hat. Aber das wusste ich damals noch nicht”, erzählt er.

Als Band-, Solo- und Begleitmusiker war Schnoor unter anderem in der „Zwiebel“ (Neumühlen) und im legendären „Onkel Pö“ zu erleben. Der Gitarrenbau – ein späte Entdeckung. Und wieder „Learning by Doing“, denn Ausbildungsplätze gab es damals nicht. Karsten Schnoors Vorführmodell hängt an seiner Werkstattwand: eine halbakustische „Archtop“-Gitarre mit gewölbtem Boden. „Minimum 80 Stunden Arbeit“ plane er pro Instrument ein.

„Ein schöner Job, mit dem man leider nur selten reich wird“, sagt Schnoor. Ans Aufhören denkt der 67-Jährige deshalb noch lange nicht. „Ich mache weiter, so lange es geht.“

http://karstenschnoor.com

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