27. August 2023
Blankenese

Ein schöner Stadtteil mit Problemen

SPD-Chef Kienscherf besuchte Blankenese

Philine Sturzenbecher, Dirk Kienscherf und Frank Schmitt vor dem Blankeneser Hanggebiet Foto: jöm

BLANKENESE Dirk Kienscherf kommt aus dem im Krieg ausgebombten Stadtteil Hamm. Der Besuch im Elbvorort Blankenese mit den noblen, alten Villen ist da wie ein Auswärtsspiel.

Der Fraktionsvorsitzende der SPD-Bürgerschaftsfraktion ist auf Einladung der SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Philine Sturzenbecher und Frank Schmitt im Zuge seiner Sommertour gekommen. Zum Abschied sagt er: „Blankenese ist ein einmaliger, sehr schöner Stadtteil. Aber dahinter gibt es auch Probleme.“
Zunächst hat er die schönen Seiten kennengelernt: vom neuen Marktplatz ist er durchs Treppenviertel zum Süllberg gewandert. Vorbei am Fischerhaus, einem der ältesten Häuser Hamburgs (1507), das mit Geld der Bürgerschaft renoviert wurde, bis zum Restaurant Süllberg, wo vor 120 Jahren auch der SPD-Distrikt Blankenese gegründet wurde. Doch das wars dann schon. Der Vorsitzende der Blankeneser Interessengemeinschaft (BIG) Oliver Diezmann liegt quasi im Dauerclinch mit dem Bezirksamt, das der Grünen-Politikerin Stefanie von Berg unterstellt ist. Nach seiner Meinung behindert die Bürokratie dieser Behörde viele ehrenamtliche Aktivitäten. Besonders auf dem Marktplatz, der eigentlich ein Zentrum des Stadtteils sein soll.

„Es werden uns nur Knüppel zwischen die Beine geworfen“, sagt Diezmann. Initiativen, die auf dem Marktplatz oder drum herum Veranstaltungen machen wollen, werde mit immer neuen Regularien und Gebührenordnungen das Leben schwer gemacht. So gebe es, zum Beispiel, zwar auf dem neuen Marktplatz eine kleine Bühne und einen Stromversorgungskasten. Aber das Amt sagt, der Strom sei nur für die Marktbeschicker da und nicht für andere Events.

Als sich Diezmann einmal in einem Brief an Frau von Berg darauf bezog, das ihm „Wohlwollen“ zugesichert wurde bei den Anträgen der IG und anderer Initiativen, wurde ihm schon beinahe „Korruption“ unterstellt. So hat er das jedenfalls empfunden. „Da ist viel Vertrauen verspielt worden“, sagt er. Die BIG hat das Sommerfest am 26. August trotzdem arrangiert. Und hat dem Sozialdemokraten Kienscherf auch ein Beispiel für Selbsthilfe gegeben: So habe man einen Pfahlewer, ein historisches Blankeneser Fischerboot, als Patent angemeldet, um mit diesem Symbol eine Weihnachtsbeleuchtung anzufertigen. Auch Manschettenknöpfe, Anhänger, Ohrringe oder Briefpapier sind mit dieser Ikone zu kaufen. Mit dem Geld werde Blankenese während der Weihnachtszeit gemütlich gemacht.

Was aber nimmt Kienscherf mit aus seinem Besuch? „Verwaltung muss mehr ermöglichen“, sagte er zum Abschluss, was durchaus ein Wink an die derzeitige Bezirksamtsleiterin ist. Auch die Idee eines Verwaltungsportals kam Kienscherf in den Sinn, als Diezmann davon berichtete, dass viele Anträge jedes Jahr neu gestellt werden müssten. Da könne man eine Menge Behördenarbeit einsparen, wenn man für jährlich statfindende Veranstaltungen eine Dauergenehmigung einführen würde.

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