8. Juli 2023
Altona

Viel Spaß auf vier Rädern

Kinder trainieren den Umgang mit ihrem Rollstuhl

Symbolfoto: GettyImages

ALTONA Auf dem Fußboden der Sporthalle der Louise-Schroeder-Schule liegen blaue Turnmatten, Hula-Hoop-Reifen und dicke Seile herum.

Doch die Turnmatte ist heute ein tiefer See, der Reifen mit etwas Fantasie ein gefährlicher Krater und das Seil ein schmaler Pfad – also allesamt Hindernisse, die sich nur mit etwas Geschick bezwingen lassen. Das gilt insbesondere dann, wenn man – wie die Schulkinder an diesem Tag – auf zwei Rädern unterwegs ist. Denen macht der inszenierte Abenteuerspielplatz augenscheinlich viel Spaß: Rasant steuern sie ihre Rollstühle um die Kurve, bremsen abrupt, drehen sich auf der Stelle und manövrieren ihr Gefährt behände über Rampen und Stufen.

Am Leben teilhaben

Ins Leben gerufen wurde das Rollstuhltraining von der Ini-
tiative „Sit‘n‘Skate“, die in ganz Norddeutschland aktiv ist. „Sportunterricht soll Kindern Spaß machen und Bewegung vermitteln“, sagt Anleiter und Projekt-Initiator David Lebuser.
Insbesondere Kinder im Rollstuhl seien hier leider oft schlecht eingebunden. „Doch gerade für sie ist selbständige Bewegung wichtig, um am Leben teilzuhaben“, sagt Lebuser, der selbst seit 16 Jahren im Rollstuhl sitzt. Trainiert wird einmal pro Woche, derzeit nehmen drei Kinder mit Handicap daran teil. Auch Schüler ohne körperliche Einschränkungen können mitmachen. Zu den Trainingsinhalten zähle verschiedene Techniken wie Fahren, Lenken, Bremsen, Drehen, Kippen, Balancieren und das Überwinden von Hindernissen. Zudem sollen die Teilnehmenden an Sportarten wie Rollstuhlbasketball, Hockey und Wheelsoccer herangeführt werden.

Finanziert wird Sit‘n‘Skate über die Alexander-Otto-Sportstiftung und den Bezirk Altona, die das Projekt – nach seinem Start 2022 –auch im nächsten Schuljahr mit 14.000 Euro unterstützen. Als Partner ist ab sofort der HSV dabei, der einen Bus zur Verfügung stellt, damit Kinder aus umliegenden Schulen abgeholt und zurückgebracht werden können. Langfristig soll das Projekt auf andere Hamburger Schulen ausge-weitet werden.

Die Louise-Schroeder-Schule ist anerkannte Projekt-Grundschule für Inklusion. Aktuell lernen in der Thedestraße 545 Kinder, davon 35 mit geistigen und/oder körperlichen Einschränkungen. „Sport hilft den Kindern dabei, ihre eigene Rolle zu finden“, hat Schulleiterin Patricia Renz festgestellt. „So werden sie selbstbewusster und wollen von sich aus Aufgaben übernehmen.“ Die Schule freue sich riesig über das Trainingsangebot und über die finanzielle Unter-stützung. „Von uns aus hätten wir gar nicht die Mittel dazu“, sagt Renz.

Internet: sitnskate.de

Auch interessant