ALTONA Als ihr Ziel und das des Stadtteilarchivs Ottensen nennt Viktoria Urmersbach die Verjüngung und die Öffnung hin zu neuen, weiteren nichtakademischen Zielgruppen.
Seit drei Jahren ist die Historikerin und ehemalige TV-Journalistin Geschäftsführerin des Archivs für Lokalgeschichte. Es befindet sich im Hinterhof einer ehemaligen, denkmalgeschützten Drahtstifte-Fabrik an der Zeißstraße 28.
„Als Geschichtswerkstatt haben wir lange versucht, professioneller zu werden. Dabei haben wir die Arbeitsweise des Staatsarchivs oder anderer konventionell arbeitender Archive imitiert. Natürlich verbunden mit unserem kritischen und immer solidarischen Spirit“, sagt Viktoria Urmersbach. Zeitgleich habe sich die Geschichtswissenschaft verändert: „Hin in unsere Richtung. Diese Institutionen arbeiten heute viel partizipativer, diverser und machen das, was wir schon ganz lange machen.“
Heute nenne sich das Citizen Science, Public History, Angewandte Wissenschaften oder Critical Urbanism. „Das machen wir seit mehr als 40 Jahren. Wir sind nicht mehr die Schmuddelkinder der Geschichtswissenschaft, sondern wir sind die Avantgarde. Wir haben das vorangebracht.“ Dabei verkennt die Historikerin nicht, dass das Stadtteilarchiv sich sowohl weiterentwickeln als auch kritisch mit seiner eigenen Identität beschäftigen muss.
Thematisch reicht der Bogen des Stadtteilarchivs von den Anfängen der Industrialisierung bis hin zu Gentrifizierung und Graffitikultur. Heute eine anerkannte Kunstbewegung. Aktuell wird eine Ausstellung zum Thema Identität zusammen mit einem Kunst-Profilkurs des Gymnasiums Altona vorbereitet. Die Zusammenarbeit mit Schulen würde Viktoria Urmersbach gerne weiter ausbauen. Auch sollen niedrigschwellige Angebote – Rundgänge in leichter Sprache und für Kinder – Identität und Geschichte Ottensens erfahrbar machen. Mobilitätseingeschränkte Menschen können bald im Kesselhaus an virtuellen Rundgangsangeboten im Sitzen teilnehmen. Über neue Mitglieder, vor allem junge, würde sich die Stadtteilarchiv-Geschäftsführerin sehr freuen.