ALTONA Es gibt sie tatsächlich, die Orte, an denen Menschen unterschiedlicher Nationalität, Kultur und Religion nicht nur nebeneinander leben, sondern auch in Freundschaft und sozialer Verbundenheit miteinander älter werden. Einer davon liegt in der Neuen Mitte Altona, in der Straße Lille Torv.
Dort errichtete das türkisch-deutsche Wohnprojekt „MEKAN – Gemeinsam älter werden“ mit der Wohnungsbaugesellschaft „Kaifu Nordland eG“ 47 öffentlich geförderte Mietwohnungen für Senioren mit und ohne Migrationshintergrund. Und dort funktioniert das multikulturelle Miteinander seit 2020 so vorbildlich, dass Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) die Bewohner anlässlich des Ramadanfestes besuchte, mit ihnen klönte und das in dieser Form bisher eher ungewöhnliche Zusammenleben würdigte.
Interkulturelles Projekt
Fegebank: „MEKAN ist ein Vorzeigeprojekt für interkulturelles Zusammenleben im Alter – und das im Herzen des neuen Quartiers Mitte Altona. Hier ist ein türkisch-deutsches Wohnprojekt mit einer tollen Gemeinschaft entstanden, das sich gegenseitig unterstützt und die Teilhabe an kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen fördert. Das Wohnprojekt steht damit sinnbildlich für Hamburg als interkulturelle, offene und altersfreundliche Stadt.“
„Auch wir sind sehr begeistert von diesem Projekt“, ergänzte die grüne Bürgerschaftsabgeordnete und Sprecherin für Migration, Antidiskriminierung und Arbeitsmarkt, Filiz Demirel. „Alles ist barrierefrei und mit gut zugeschnittenen Appartements – sowohl für Singles als auch für Familien.“
Statt – wie leider viel zu oft bei älteren Menschen der Fall – einsam und isoliert zu leben, werden die Lille-Torv-Senioren trotz unterschiedlicher Backgrounds im besten Sinne des Wortes „gemeinsam“ älter. Und finden dafür ziemlich optimale Bedingungen vor. Wie zum Beispiel den ambulanten Pflegedienst Dogan im Erdgeschoss von Lille Torv 4. Dessen Angebote für die Senioren gehen über die üblichen Leistungen hinaus. Firmen-Chef Dogan: „Wir bieten im Rahmen unserer Kapazitäten auch eine Art Beratungsstelle für die älteren Menschen im Wohnprojekt. Zusammen mit dem Pflegedienst, der rund um die Uhr die gesamte Woche vor Ort ist, schaffen wir so Voraussetzungen, mit denen die Bewohner sich viel sicherer fühlen und großes Vertrauen aufgebaut haben. So ein Projekt ist einmalig in Deutschland.“
Aber ganz wunschlos glücklich sind selbst die Senioren im Lille Torv nicht. So würden sie eine Apotheke in der Neuen Mitte Altona sowie bessere Busverbindungen und mehr Parkplätze durchaus begrüßen.
Aber welche Rolle spielt im Alter das Thema „Heimweh“ gerade für die türkischstämmigen Bewohner? Filiz Demirel: „Diese Menschen möchten nicht mehr in ihre ursprüngliche Heimat zurückkehren, weil ihr Leben und das ihrer Kinder und Enkel hier stattfindet. Sie sind hier angekommen.“ Viele wünschten sich solche Wohnprojekte auch für andere Stadtteile.

Fegebank besuchte die Senioren zum Ramadam-Fest