19. Mai 2023
Schwarzenbek

Freie Fahrt auf der neuen Ortsumgehung

Testfahrt mit Bürgermeister Norbert Lütjens. Erster Unfall gleich nach zwei Stunden

Bürgermeister Norbert Lütjens vor seinem Dienstwagen (VW ID.3). Im Hintergrund das Neubaugebiet Dreiangel Foto: Huhndorf

SCHWARZENBEK Am 12. Mai gegen 8.30 Uhr wurde ein Wunsch vieler Schwarzenbeker wahr: Ein weiterer Teil der Ortsumgehung wurde nach mehr als zweijähriger Bauzeit für den Verkehr frei gegeben. Einer der ersten Nutzer, die über die neue Trasse rollten, war Bürgermeister Norbert Lütjens , der mit LL-Redakteur Stefan Huhndorf zur Testfahrt im Dienstwagen, einem elektrisch angetriebenen VW ID.3, auf dem neuen Asphalt unterwegs war.

Schon dieses Teilstück wird für eine deutliche Entlastung der Innenstadt sorgen. Ich bin zuversichtlich, dass es auch zügig mit dem Weiterbau über die Bundesstraße 207 hinweg bis zur K 17 in Richtung Grabau gehen wird“, sagte der Bürgermeister auf dem Weg über die Kerntangente in Richtung der neuen Trasse.

Eine deutliche Entlastung wird es auch für die Anwohner des großen Stadtteils um den Mühlenbogen geben. Denn bislang nutzen viele Pendler das verkehrsberuhigte Wohngebiet in der Hauptverkehrszeit als Schleichweg zur B 207, weil sie nicht lange vor der Ampel am Zubringer Nord auf der Abbiegespur in Richtung der Bundesstraße stehen wollen. „Dieser Schleichweg ist jetzt nicht mehr attraktiv, da es einfach in wenigen Minuten geradeaus weiter zur Bundesstraße 207 geht“, sagt der Bürgermeister, während wir auf die Einmündung zur neuen Umgehung zurollen.

Innenstadt wird entlastet

Doch genau dort gibt es auch einen Anlass zu geringfügiger Kritik. „Der Einmündungsbereich von der Seite der B 404 aus ist nicht optimal. Aber es ist eine viele Jahrzehnte alte Planung. Das hätte sich ohne Weiteres im laufenden Verfahren wohl nicht mehr ändern lassen“, sagte der Verwaltungschef. Denn statt eines Kreisverkehrs am Knotenpunkt B 404/Kerntangente (Ernst-Schefe-Allee)/Umgehungsstraße (B 209) gibt es eine T-förmige Einmündung mit einem Stoppschild. Ob sich das langfristig bewährt, muss sich zeigen.

Für die Autofahrer ist das ungewohnt. Deshalb hat sich auch gleich zwei Stunden nach der Freigabe der erste Unfall ereignet, weil der Fahrer eines VW Phaeton wie gewohnt von der Ernst-Schefe-Allee nach links in die B 404 einbiegen wollte. Er missachtete die Vorfahrt, stieß mit einem Dacia zusammen. Zwei Männer wurden dabei verletzt, es entstand hoher Schaden. Im Laufe des Tages gab es dort weitere Blechschäden. Bei den Bauarbeiten haben die Planer sicherheitshalber aber schon Vorkehrungen getroffen, dass – falls erforderlich – eine Ampel an dieser Stelle aufgestellt werden kann.

Beeindruckt zeigte sich der Verwaltungschef von den hohen Zäunen für den Fledermausschutz. Da es zuletzt Probleme beim Einrammen der Röhren gab, die als Fundamente für den vier Meter hohen Schutzzaun aus Maschendraht dienen, hatte sich die Freigabe der 1,9 Kilometer langen Trasse zwischen den Bundesstraßen 207 und 404 um eine weitere Woche verzögert. Nun gibt der Bürgermeister nach dem Einbiegen auf die Umgehung Gas bis zu den zulässigen 100 Stundenkilometern. Für den Wagen kein Problem, dank des Elektroantriebs wird es nicht einmal laut. Das sieht bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren natürlich anders aus.

SPD fordert Tempolimit

Und das ist auch ein Kritikpunkt von Anwohnern, die trotz des Lärmschutzes eine erhöhte Belastung befürchten. „Ich sehe das Problem. Wir werden das noch einmal mit dem Landesbetrieb Straßenverkehr diskutieren. Möglicherweise lässt sich ja ein Tempolimit von 70 Stundenkilometern realisieren“, so der Bürgermeister. Denn an den Knotenpunkten zu Beginn des neuen Teilstücks an der Bundesstraße 404 und am Kreisel an der B 207 müssen die Autofahrer ja ohnehin das Tempo senken.

Nicht besonders gefallen hat dem Bürgermeister die von Graffitisprayern beschmierte Fußgängerbrücke von Schwarzenbek nach Grove. Eine Chance, die die Stadt nicht genutzt hat, war das Angebot des LBV, eine Betonstützwand an der Trasse mit einem Graffiti-Projekt für Jugendliche zu gestalten. Das ist jetzt im fließenden Verkehr nicht mehr möglich.

Der SPD-Vorsitzende Candy Rudolph drängte zudem bei aller Freude über die neue Ortsumgehung auf ein Tempolimit von 70 Stundenkilometern, um den Lärmschutz sicherzustellen.

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