3. Januar 2022
Schnakenbek

Biberskulptur begrüßt die Besucher

Seit 25 Jahren leben die Nager am Hohen Elbufer. Holzarbeit würdigt die Rückeroberung

Naturschutzwart Konrad Schulz (l.) und Revierförster Hannes Koopmann mit der hölzernen Skulptur des Nagetiers, die Koopmann im Sommer geschnitzt hat Foto: Marcus Jürgensen

Naturschutzwart Konrad Schulz (l.) und Revierförster Hannes Koopmann mit der hölzernen Skulptur des Nagetiers, die Koopmann im Sommer geschnitzt hat Foto: Marcus Jürgensen

SCHNAKENBEK Er ist das größte Nagetier Europas und kann inklusive seines platten, schuppenbesetzten Schwanzes eine Länge von bis zu 1,35 Metern und ein Gewicht von bis zu 30 Kilogramm erreichen: der Biber.

Er lebt bevorzugt in Auenwäldern im Wasser und an Land, weshalb man ihn kaum zu Gesicht bekommt. Doch seine Hinterlassenschaften sind unübersehbar: Mit seinen nachwachsenden Nagezähnen kann das Tier ganze Bäume „fällen“. Der Stamm wird ringsherum abgenagt, bis er an der dünnsten Stelle bricht.

Dabei dienen ihm die Zweige nicht nur als Nahrung: Mit den Ästen und Stämmen baut der Biber seine Behausungen („Biberburg“), deren Eingang stets unter der Wasseroberfläche liegt, sowie Dämme.

Diese aktive Lebensraumgestaltung und sein dichtes, wasserfestes Fell machten ihn für Menschen zum begehrten Jagdobjekt, sodass der Europäische Biber im 19. Jahrhundert als fast ausgestorben galt. Seit dem vergangenen Jahrhundert steht er nahezu überall unter Schutz. In Deutschland leben inzwischen wieder mehr als 30.000 Biber. Vor 25 Jahren, 1996, wurden die ersten Biber in der Elbtalaue zwischen Schnakenbek und Geesthacht gesichtet. Mittlerweile sind alle Biberreviere im Lauenburgischen besetzt. Biber-Beauftragter Georg Golly von der Nabu-Ortsgruppe Geesthacht hat acht Burgen identifiziert und vermutet eine Population von rund 24 Tieren im Auwald zwischen dem Geesthachter Ortsteil Grünhof-Tesperhude und Schnakenbek. Dort, im Naturschutzgebiet Hohes Elbufer, gibt es zahlreiche, von der Elbe nur per schmalem Zufluss erreichbare Brackwasserbereiche direkt am Waldrand.

In Schnakenbek weist bereits seit vielen Jahren ein aus Metall gegossener Biber auf diese Besonderheit hin. „Wir wollten nun auch auf der anderen Seite etwas hinstellen“, sagt Revierförster Hannes Koopmann. Zum 25. Jahr nach der Bibereinwanderung hat Koopmann im Sommer aus einer Eiche eine Biberskulptur geschnitzt. Damit würdigt er die erfolgreiche Biber-Rückeroberung ihres Lebensraumes. Etwa 25 Stunden hat es gedauert, bis der Forst-Ingenieur mit einer großen Kettensäge und einer kleineren Carvingsäge die Biberfigur gefertigt hat, die jetzt aufgestellt worden ist und mitten im Wald den Beginn des Biberpfades kennzeichnet.

Wie viele Biber in den acht Burgen leben, können weder Koopmann noch der für das Hohe Elbufer zuständige Naturschutzwart Konrad Schulz genau beziffern. Auch sie sehen so ein Tier höchst selten, erkennen jedoch, wo überall der Biber Bäume angenagt oder gefällt hat. Dass die Tiere den Auwald und die Bäume im Naturschutzgebiet nachhaltig schädigen könnten, glaubt Koopmann nicht: „Die Biber werden ihre eigene Lebensgrundlage nicht zerstören. Sie sind vom Auwald abhängig, nicht der Auwald vom Biber.“ Vielmehr seien sie Teil des biologischen Gleichgewichts, so der Förster, der beobachtet hat, dass die Tiere etwa bei Weiden die Stämme nicht direkt am Boden abnagen. „Sie setzten mit ihren Zähnen immer ein bisschen höher an, sodass der Stamm neu austreiben kann.“ Das führe dann zu einer Verbuschung und die dünnen Zweige knabbere der Biber dann. Biber sind reine Pflanzenfresser: Zu ihrem Nahrungsspektrum zählen 150 krautige Pflanzenarten und 63 Gehölzarten. Bevorzugt werden kleinere Bäume gefällt, die sich leicht zerlegen und transportieren lassen.

Er darf auch nicht gestört und seine Bauten nicht beschädigt oder zerstört werden. Spaziergänger auf dem Biberpfad dürfen den Wanderweg deshalb auch nicht verlassen, müssen Hunde wie im gesamten Naturschutzgebiet an der Leine führen und können die Tiere nur aus der Ferne beobachten. Auch Boote dürfen nicht an der vorgelagerten Sandbank anlegen. Wer Fragen zu den Bibern und ihrem Lebensraum hat, kann die beiden Naturpark-Rangerinnen fragen, die sich auch am Hohen Elbufer aufhalten. Seit diesem Jahr sind Martina Kallenberg und Derya Seifert auch dort unterwegs.

Infos unter: www.naturpark-lauenburgische-seen.de

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