12. Juni 2021
Ratzeburg

Wie kann der Wald klimastabiler werden?

Kreisforsten: Der Kompromiss steht

Damit sich Eichen gegen schneller wachsende Bäume behaupten, werden sie vermehrt freigeschnitten Foto: Stratenschulte

Damit sich Eichen gegen schneller wachsende Bäume behaupten, werden sie vermehrt freigeschnitten Foto: Stratenschulte

RATZEBURG Der große Wurf ist ausgeblieben. Was der Ausschuss für Forsten, Energie, Umwelt- und Klimaschutz Anfang letzter Woche für die Entwicklung der Lauenburgischen Kreisforsten beschlossen hat, ist ein Kompromiss auf Basis kleinster gemeinsamen Nenner.
Allerdings ist die zunächst geforderte massive Ausweitung des Holzeinschlags vom Tisch. Die Rate beträgt 66.000 Erntefestmeter je Jahr, beauftragte Gutachter hatten bis zu 80.000 Festmeter für vertretbar gehalten.
Der von CDU, SPD und FDP eingebrachte Kompromissvorschlag fand im Ausschuss eine breite Mehrheit, wenn auch teils gegen die grünen Mitglieder. Ihnen geht der maximale Holzeinschlag zu weit. „Wir hätten maximal die Hälfte mitgetragen“, sagt Kornelia Mrowitzy. Mehr als 40.000 Festmeter seien aus Sicht derjenigen, die einen klimastabilen Wald wollten, nicht zu verantworten. Statt mehr Totholz im Wald zu belassen, damit den Boden zu verbessern und die Vielfalt zu fördern, werde der vermehrte Holzeinschlag die Kronendichte im Wald weiter reduzieren, so die Grüne.
Das Kronendach hat in den vergangenen Jahren infolge von Trockenheit, Schädlingsbefall und Sturmschäden schon erheblich gelitten. Folge: Der Waldboden erhält zwar mehr Licht, was eigentlich die Verjüngung des Baumbestandes fördert, andererseits trocknet der Boden verstärkt aus.
Bei nur einer Enthaltung wurde der erweiterte Passus zu Erhaltung und Entwicklung von Habitaten angenommen. Alte Bäume sollen ausgewiesen, von jeglicher Nutzung ausgenommen und dem natürlichen Verfall überlassen werden. Die entstehenden Habitate sollen zugleich als Trittsteine zwischen ausgewiesenen Stilllegungsflächen dienen, diese miteinander verbinden. Die Stilllegungsflächen sollen in den kommenden zehn Jahren moderat ausgeweitet werden, der Anteil des Wirtschaftswalds an den rund 9600 Hektar Gesamtfläche weiter sinken.
Zufrieden mit dem Kompromiss zeigt sich der forstpolitische Sprecher der CDU. „Viele Experten sagen, die Kreisforsten seien in den vergangenen Jahren zu wenig durchforstet worden“, so Ingo Westphal. Daher sei der leicht erhöhte Holzeinschlag richtig: Ohne Eingreifen der Menschen werde der Wald an Vielfalt einbüßen, nicht gewinnen. Wer etwa den klimastabileren Eichenbestand zumindest erhalten wolle, komme nicht umhin, „rundherum schneller wachsende Bäume zu fällen“.

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