KRÜMMEL Es ist gar nicht lange her, dass Karsten Wulff von Vertretern der Kommunalpolitik zum Stand der Rückbaugenehmigung des Kernkraftwerks in Krümmel angesprochen wurde. Beim Neujahrsempfang der Stadt Geesthacht musste der Referent für regionale Kommunikation von Vattenfall noch mit den Schultern zucken. Dabei hatte der Betreiber bereits 2015 den Abbau beantragt. Nun ist Wulff schlauer.
Licht ins Dunkel gebracht hat eine kleine Anfrage des FDP-Fraktionsvorsitzenden im Kieler Landtag, Christopher Vogt. Der ehemalige Vorsitzende des Kreisverbandes Herzogtum Lauenburg wollte unter anderem wissen, wann mit einer entsprechenden Genehmigung zu rechnen sei und warum die Entscheidung so lange auf sich warten lasse. Darauf antwortete Tobias Goldschmidt, der Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (Bündnis 90/Die Grünen), schriftlich: „Die Landesregierung rechnet derzeit mit einer Genehmigung in der zweiten Jahreshälfte 2023.“
Dass es sich so lange hinziehe, liege an der „Komplexität eines Stilllegungs- und Abbauprojektes eines Atomkraftwerks“ bedingt durch das Gefährdungspotenzial und die zu erfüllenden Anforderungen des atomrechtlichen Regelwerkes, den notwendigen umfangreichen Prüfungen von Sachverständigen und der Genehmigungsbehörde.
Vattenfall habe seinen Antrag 2017 mit weiteren Unterlagen präzisiert. Nach einer Prüfung durch unabhängige Sachverständige wurde ein Sicherheitsgutachten erstellt, das seit dem 29. Juli 2022 der atomrechtlichen Genehmigungsbehörde vorliegt. Weitere erforderliche Prüfergebnisse der Sachverständigen stünden noch aus.
So lange wie in Krümmel zieht sich an keinem Standort eines Atomkraftwerks das Verfahren hin. Vattenfall kostet das Geld. Die jährlichen Betriebskosten liegen im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Auch Geesthachts FDP-Fraktionschef Rüdiger Tonn und Vorsitzender des Ausschusses für Bau, Umwelt, Feuerwehr und Katastrophenschutz sagt: „Die Entscheidung ist überfällig.“
So ist dann wenig verwunderlich, dass Vattenfall-Pressesprecherin Barbara Meyer-Bukow betont, dass, sobald eine Genehmigung vorliegt, so schnell wie möglich mit dem Rückbau und im Speziellen mit dem Abbau des Reaktordruckbehälters begonnen werden solle. „Das hängt aber von der Verfügbarkeit einer Fachfirma ab“, sagte Meyer-Bukow. Bis alle Arbeiten abgeschlossen sind, ist ein Zeitraum von 15 Jahren veranschlagt.
Die Vorarbeiten laufen indes längst. Alle reversiblen Abbauarbeiten sind weitestgehend erfolgt. Überdies ist das Kernkraftwerk Krümmel frei von Brennelementen. Diese lagern in 42 Castor-Behältern am Standortzwischenlager, das neben dem Kernkraftwerk gebaut wurde. Die Genehmigung dafür ist bis 2046 erteilt. Die zuständige Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) rechnet aber damit, dass es bedeutend länger dauert, weil sich die Suche nach einem Endlager für hoch radioaktive Abfälle hinzieht. Die Rede war vom Jahr 2080.
