19. Juli 2023
Geesthacht

Ratsherr Sven Minge nimmt Abschied

CDU-Politiker verlässt die Kommunalpolitik

Bürgervorsteher Arne Ertelt (r.) ehrt Sven Minge (beide CDU) Foto: Dirk Schulz

GEESTHACHT Als es in der konstituierenden Sitzung der Geesthachter Ratsversammlung nach der Kommunalwahl am 23. Juni um die Verabschiedung von ausgeschiedenen Mitgliedern ging, fehlte der Name Sven Minge (CDU). Der frühere Ortsvorsitzende (2011-2014) und langjährige Kommunalpolitiker weilte im Urlaub.

Nach fast 21 Jahren hat sich der 48-Jährige von der aktiven politischen Arbeit zurückgezogen. Die Ehrung hat Bürgervorsteher Arne Ertelt (CDU) inzwischen heimlich, still und leise nachgeholt. Auf eine große Bühne in der kommenden Ratsversammlung am 8. September legte Minge explizit keinen Wert.

Fortan will sich Minge voll auf seine Aufgabe als Geschäftsführer des Kreisfeuerwehrverbandes (KFV) Herzogtum Lauenburg konzentrieren. Diesen Posten hatte er im Mai 2019 übernommen. „Aus beruflichen Gründen sehe ich mich nicht mehr in der Lage, dem hohen Anspruch zur Kommunalpolitik mit zahlreichen Sitzungen und Versammlungen gerecht zu werden“, erklärte Minge.

Der ehrenamtlichen Geesthachter Politik geht damit ein Charakterkopf verloren, der nie den verbalen Schlagabtausch scheute. „Ich habe es mit Herzblut gemacht. Dabei bin ich teilweise auch übers Ziel hinausgeschossen“, räumt er ein. Mit wem er sich anlegte, darauf nahm er keine Rücksicht. Etwa als er sich vergeblich für den Bau eines Laufwasserkraftwerkes am Geesthachter Wehr einsetzte und sich 2013 als damaliger Vorsitzender des Geesthachter Umwelt- und Energieausschusses einen öffentlichen Schlagabtausch mit dem damaligen schleswig-holsteinischen Umweltminister und heutigen Vizekanzler Robert Habeck lieferte. „Eine Watsch’n aus Kiel, das war der Ritterschlag“, so Minge.

Zuletzt schaltete er sich in der Diskussion um fehlende Hausärzte in Geesthacht ein und stellte dabei die zeitgemäße Aufstellung der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein infrage.

Wenn es aus seiner Sicht sein musste, suchte Minge nicht nur die Konfrontation mit Bürgermeister Olaf Schulze (SPD) sondern sogar mit der eigenen Partei. So geschehen 2018, als er nach einer Diskussion um die Besetzung von Ausschussposten der CDU-Fraktion den Rücken kehrte und bis 2020 mit seiner damaligen Frau Christina Minge eine eigene Fraktion (Pro Geesthacht) gründete.

21Vielseitig engagiert

Der ausgebildete Sozialversicherungs-Fachangestellte und frühere Geschäftsführer beim Arbeiter-Samariter-Bund Geesthacht (bis 2017) war 2003 erstmals in die Ratsversammlung Geesthacht eingezogen. Von 2003 bis 2008 saß er für die CDU auch im Kreistag. 2015 wollte er sich für den schleswig-holsteinischen Landtag aufstellen lassen, zog aber gegen Andrea Tschacher den Kürzeren.

Dem Ortsverband der Jungen Union stand Minge von 2003 bis 2004 vor. Neben dem Umweltausschuss war er auch lange Mitglied im Geesthachter Sozial- und Bildungsausschuss. Von 2016 bis 2021 stand er dem Stadtjugendring vor. Seit Ende 2012 ist Minge auf Vorschlag des Kreistages als ehrenamtlicher Richter beim Oberverwaltungsgericht Schleswig tätig und ab 2019 auch in Freiwilligen Feuerwehr. Als Geschäftsführer des KFV ist er derweil für die Verwaltung zuständig.

„In den 21 Jahren habe ich viele Dinge gelernt, mit denen man sonst nie in Kontakt kommt. Wer beschäftigt sich privat schon freiwillig damit, wie Klärwerke funktionieren und welche Rechtslagen eingehalten werden müssen“, sagt Minge. „Trotz der gestiegenen Aggressivität gegenüber Politikern und der allgemein schwierigen Rahmenbedingungen, ermutige ich dennoch alle zum Mitmachen und Mitgestalten in unserer unverzichtbaren Demokratie.“

Er selbst wolle die Entwicklung und politische Debatten „interessiert und aufmerksam“ verfolgen. „Vielleicht werde ich irgendwann noch mal das Wort ergreifen. Man soll ja nie nie sagen“, schließt Minge. Dass er dies in der laufenden Wahlperiode tut, ist unwahrscheinlich. Auf der Nachrückerliste der CDU steht er bewusst nur an 22. und damit drittletzter Stelle.

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