GEESTHACHT Der Traum von einer eigenen Kinderstation im Johanniter-Krankenhaus in Geesthacht – ist er nun geplatzt?
Eingeladen im Sozialausschuss waren von der Klinik Geschäftsführer Carsten Schwab und der Ärztliche Direktor Dr. Timo Rath. „Wir finden die Anregung interessant“, sagte Rath höflich zur Einleitung. Dann aber führten die beiden aus, dass das Anliegen äußerst schwierig, wenn nicht gar unmöglich werden dürfte. Das Johanniter kooperiert seit fast 20 Jahren mit der Kinderklinik Lüneburg. Mehrmals wöchentlich kommt von 9 bis 12 Uhr ein Pädiater angefahren, um die Neugeborenen unter die Lupe zu nehmen. Im Bedarfsfall werden die kleinen Patienten verlegt, nach der Schätzung im Ausschuss etwa 15 bis 25 Kinder jährlich. Vielen Eltern seien die Wege zu weit, klagt die CDU. Aber Wunsch und Wirklichkeit prallen hart aufeinander, das wurde durch die Angaben von Carsten Schwab und Dr. Timo Rath mehr als deutlich. Erstes Problem demnach: Pädiater – Kinder- und Jugendmediziner – müssten Tag und Nacht zur Verfügung stehen. „Da bräuchten Sie schon mal 5,5 oder sechs Pädiater, um die Versorgung rund um die Uhr aufrecht zu halten. Und das Ganze für 600 mögliche Patienten, wenn es hoch
kommt. Das wären statistisch zwei Patienten pro Tag“, rechnete Timo Rath vor.
Starke Spezialisierung
Zudem gibt es personelle Engpässe – bundesweit. „Pädiater sind die mit am geringsten auf dem Markt befindlichen Ärzte“, sagte Rath. Er hält es für fast unmöglich, Ärzte in entsprechender Anzahl zu gewinnen, um so eine Kinderstation aus dem Nichts aufzubauen.
Zweites Problem: Die stark entwickelte Spezialisierung in der Pädiatrie. 17 Fachdisziplinen gibt es mittlerweile, und keine Klinik kann alle abdecken. Das bedeutet, dass Kinder trotz vorhandener Kinderstation vor Ort weiterhin verlegt würden, wenn ihnen woanders gezielter geholfen werden kann, weil dort die Spezialisten – und medizinischen Geräte – für die jeweilige Diagnose vorhanden sind.
Drittes Problem: „Selbst wenn wir das Personal hätten, könnten wir nicht einfach so eine Kinderstation aufmachen. Es gibt eine Krankenhausplanung für das Land, ein entsprechender Bedarf wird ermittelt. Und der wird hier nicht gesehen.“
In der Umgebung sind neben dem Krankenhaus in Lüneburg das Wilhelmstift in Hamburg und die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Lübeck. Zudem gelten 30 Minuten Autofahrt nach Lüneburg von Geesthacht aus als zumutbare Wegstrecke.