GEESTHACHT Wenn Revierförster Tim Laumanns durch die Wälder der Bergedorfer Forsten streift, dann sorgt er sich. Denn überall sind die Zeichen des Klimawandels unübersehbar: Vor allem in den Kiefer- und Fichtenwäldern sterben die Bäume. Aber auch die Buchenwälder leiden massiv. Umso wichtiger ist ein Versuch in Geesthacht.
Denn dort hat Hamburg erstmals Geld gegeben, um einen Waldumbau zu versuchen: Junge, klimaresistentere Baumarten werden unter dem schützenden Dach der alten Bäume gepflanzt.
Was dort auf 0,9 Hektar Fläche geschieht, erklärte jetzt Revierförster Tim Laumann dem Bergedorfer Umweltausschuss. Und verknüpfte dies mit einem dramatischen Appell. Denn eigentlich, so Laumanns, müsste Hamburg viel mehr Geld in die Hand nehmen, um in geeigneten Wäldern solche Umbauten hin zu klimaresistenteren Arten vorzunehmen. Der Klimawandel drohe, die Wälder zu überrollen, sagt er, doch: „Es gibt regulär keine Mittel für den Waldumbau.“ Geld bekommt derzeit nur, „wer in der Behörde fragt und hartnäckig bleibt“.
Dabei ist die Aufgabe gigantisch. Denn viele Baumarten in den hiesigen Wäldern können dem Klimawandel langfristig nicht standhalten. Vor allem dort, wo wie in Geesthacht auf abgeholzten Flächen in der Nachkriegszeit die vermeintlich widerstandsfähigen Kiefern und Fichten gepflanzt wurden, ist nun die Not groß.
Die Kiefern, das zeigt sich heute, verzeihen schon einen einzigen heißen Sommer nicht und sterben „unvermittelt ab“, so Laumanns. Auch andere Arten wie die Birke reagieren empfindlich auf das zunehmend trockenere und heißere Klima in Norddeutschland. „Auch sie schwächelt nicht, sondern stirbt einfach unvermittelt ab“, weiß Laumanns.
Um einen funktionierenden neuen Wald zu schaffen, werden klimaflexible Arten wie Esskastanie, Kirsche oder Hainbuche gepflanzt. Doch die Auswahl neuer Baumsorten ist gar nicht mal so einfach. Denn manche Bäume vertragen beispielsweise Trockenheit, aber keinen späten Frost im Frühjahr“, nennt Laumanns eines der Probleme. Versucht wird nun, neuen Bäumen einen geschützten Raum zum Aufwachsen zu geben.
„Wir etablieren einen klimaflexiblen Wald unter dem Schutz des alten Waldes – und zwar bevor dieser durch den Klimawandel ausfällt“, so Laumanns über den „proaktiven“ Versuch der Bergedorfer. Denn wenn die alten Bäume erst abgestorben sind, ist es oft zu spät: Auf wüsten Flächen gedeiht so schnell nichts.